3. Mai 08: 700 Antifaschisten demonstrierten durch Kiel-Gaarden

Gaarden, das ist ein traditioneller Kieler
Arbeiter-Stadtteil, ein Miteinander vieler Kulturen mit einem
Migranten/-innenanteil von rund 45 %. Genau dort tummeln sich auch die braunen
Glatzköpfe aus Kameradschaften und NPD.

Im April griffen Neonazis mehrfach linke und alternative
Zentren, Wohnungen und Läden im gesamten Kieler Stadtgebiet an. Zeitweise
wurden fast jede Nacht Scheiben oder anderes zerstört. Die Lage spitzt sich zu
– in den letzten Monaten sind die Nazis immer dreister geworden. Sie verbreiten
ihre faschistische Propaganda durch Aufkleber und Plakate im ganzen Kieler
Stadtgebiet, ihre öffentliche Präsenz auf den Straßen von Gaarden und ganz Kiel
nimmt zu. Die Kommunalwahl, an der die neofaschistische NPD sich beteiligt,
findet am 25. Mai statt. Sie haben Chancen in die Ratsversammlung gewählt zu
werden, weil das Land Schleswig-Holstein die 5%-Klausel aufgehoben hat.

Die Glatzköpfe aus Gaarden haben den NPD-Wahlkampf eröffnet.
Der bereits wegen Waffenhandels und schwerer Körperverletzung verurteilte
Kadernazi Peter B. hat sich schon im letzten Dezember ausgerechnet im
migrantisch und subkulturell geprägten Gaarden niedergelassen. Allerdings ließ
ihn die antifaschistische Stimmung um ihn herum schon nach wenigen Tagen wieder
ausziehen. In der Preetzer Straße 11a wohnten die Kommunalwahlkandidaten der
NPD, Nils Hollm und Thomas Krüger zusammen mit einigen anderen Nazis. Peter B.
und Krüger haben schon vor Jahren zusammen Einbrüche begangen, um (nach eigenen
Angaben) ihre politischen Aktivitäten zu finanzieren. Die Schlägerbande um Krüger,
Hollm und Peter B. sind wohl zusammen mit einer Gruppe „autonomer“
Neonazis aus der Wik, verantwortlich für die aktuelle Serie nächtlicher Übergriffe
im gesamten Stadtgebiet. Sie prahlen im Internet selbst damit herum und wurden
teilweise auch bei ihren Aktionen gesehen. Am Wochenende um den 20. April
(Hitlers Geburtstag) feierten und posierten sie noch betont selbstsicher,
jedoch unter starkem Polizeischutz, vor ihrem Haus. Der Widerstand gegen ihre
Anwesenheit, in Form von Demonstrationen und anderen deutlichen Aktionen, hat
sie aber wohl doch beeindruckt, denn inzwischen haben auch die Nazis aus der
Preetzer Straße 11a Gaarden wieder verlassen.

Es ist an der Zeit, auch den anderen Nazis deutlich zu
zeigen, dass sie unerwünscht sind. SS-Fahnen in Wohnungen, laute Nazimusik, „national-befreite
Zone“ auf Gaardener Hauswände geschmiert und die vielen weiteren
Provokationen sind nicht hinnehmbar! Diese Zustände sind leider keine auf Kiel
beschränkte Erscheinung. Es gibt schon genug Städte und Regionen, in denen die
massive Präsenz von Faschisten zur bitteren Normalität gehört und die Nazis
selbst als „national-befreite Zonen“ bezeichnen, da Menschen, die den
Nazis nicht ins Konzept passen, sich dort nicht mehr hintrauen können. Doch
auch außerhalb dieser Gegenden werden Neonazis zunehmend aktiver, sichtbarer
und damit noch unerträglicher.

Die Genossen von ARBEIT ZUKUNFT, ihre Freunde und
Sympathisanten unterstützen nach Kräften alle antifaschistischen Aktivitäten in
Kiel, beteiligen sich an den Aktionen und suchen immer das Gespräch, besonders
mit jungen Antifaschisten. Denn Demonstrationen wie die in Gaarden sind
dringend notwendig, aber letztlich nur eine Bekämpfung der Symptome. Alle
Antifaschisten müssen sich klar darüber sein, dass hinter den Faschisten das
Kapital steht und dass der kapitalistische Staat sich selber immer mehr nach
rechts entwickelt und demokratische Rechte abschafft. Er hält Arbeitslose wie
moderne Sklaven mit ALGII am Leben, er duldet, dass Jugendliche keinen
Ausbildungsplatz erhalten, er beantwortet Bürgerprotest wie z. B. beim
G8-Gipfel mit Polizeiübergriffen, er schafft einen grenzenlosen Überwachungsstaat,
er setzt Rentenbetrug als Gesetzgeber und Lohnraub als staatlicher Arbeitgeber
durch, er schickt seine Truppen in fremde Länder, um wie z. B. in Afghanistan,
die freie Entfaltung des Kapitals im Ausland zu schützen. Unser Feind ist das
Kapital in all seinen widerwärtigen Facetten und dieses müssen wir bekämpfen –
dann bekämpfen wir auch die Glatzköpfe, die sich in Kiels Straßen und anderswo
herumtreiben.

Das allherrschende Monopolkapital ist die Ursache für
Ausbeutung, Ungerechtigkeiten, Unterdrückung und Kriege auf dieser Welt. Es
braucht die Neonazis, um dem Volk einen Scheinfeind vorzugaukeln, damit es
nicht auf die Idee kommt, seinen wirklichen Feind zu erkennen und zu handeln.

Deshalb:

Alle gemeinsam gegen
das Kapital!

Gemeinsam für das
Verbot der NPD und aller faschistischen Organisationen!

kb