Metalltarifrunde: IGM-Chef Huber will „den Kapitalismus verteidigen“ statt für höhere Löhne zu kämpfen

Proteste zur Metalltarifrunde 2008Kaum hat die Metalltarifrunde begonnen, da verkündet
IGM-Chef Huber schon, „außerdem bin ich
bereit, auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten zu reagieren, etwa durch eine
schnelle Einigung… Denkbar ist auch ein Tarifvertrag, der 20 Monate oder länger
läuft statt der gewünschten 12 Monate.“

Eine solche Linie würde Reallohnsenkungen bedeuten. Denn
wenn die Laufzeit sich verdoppelt, halbiert sich die reale Lohnerhöhung. So
werden dann aus einem 5%-Abschluß nur noch 2,5% brutto, also 1,5% netto – und
das wäre bei 3% Inflation eine Absenkung der Reallöhne! Eine lange Laufzeit
würde dazu den Gewerkschaften mitten in der Krise die Hände binden, egal wie
hoch die Inflation sein wird, egal wie die Steuern steigen, egal was noch
passiert. In einer Krisenzeit sich so lange festzulegen und schon zu Beginn der
Tarifrunde Lohnsenkungskompromisse anzubieten, ist ein starkes Stück.

Mit wem hat Huber das abgesprochen? Was ist mit der
Demokratie in den Gewerkschaften? Huber möchte die Gewerkschaft wie ein
Königreich regieren. Doch da rechnet er wohl nicht mit aktiven und
kämpferischen Kolleginnen und Kollegen.

Über viele Jahre mussten die Metallerinnen und Metaller
ansehen, wie die Gewinne explodierten und zugleich bei ihnen rationalisiert,
die Lohnstückkosten gesenkt wurden und die Löhne real im Minus waren. Die
derzeitigen Forderungen sind vielen Kolleginnen und Kollegen noch nicht hoch
genug gewesen. Sie sind bereits ein Minimalkompromiss und müssen durchgesetzt
werden.

Huber erzählt stolz in einem Interview im Spiegel (Nr.42,
13.10.2008), das mit seiner Hilfe „die
Lohnstückkosten … seit 2003 um 15% gesunken“
sind. Und er prahlt: „Es gibt kein flexibleres Instrumentarium
als das Tarifwerk der Metall- und Elektroindustrie. Dazu stehe ich
nachdrücklich.“

Er ist also stolz, dass er geholfen hat, die Ausbeutung zu
verschärfen und die Flexibilisierung voran zu treiben.

Und er verkündet, „dass
die so viel gehasste und stigmatisierte IG Metall jetzt den Kapitalismus
verteidigen muss“.

Ein Vorsitzender, der so offen steigende Ausbeutung und den
Kapitalismus verteidigt, ist ein Schaden für die Gewerkschaft und für die
kommende Tarifrunde. Er sollte besser wie schon der Chef der Postgewerkschaft
ins Arbeitgeberlager wechseln. Da wäre er am richtigen Platz und könnte für
mehr Ausbeutung, niedrigere Löhne und seinen geliebten Kapitalismus kämpfen.

Die Äußerungen Hubers müssen alle aktiven und kämpferischen
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter alarmieren! In den Gewerkschaften muss
diesem Kurs aktiv und entschlossen entgegengetreten werden. Die Beschäftigen
der Metall- und Elektroindustrie wollen nicht das Milliarden-Vernichtungswerk
der Banken und großen Konzerne bezahlen! Daher müssen alle aktiven und
kämpferischen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter für eine volle
Durchsetzung der 8%, gegen Laufzeitverlängerungen und ähnliche faule
Kompromisse auftreten. Zugleich muss gefordert werden, dass die Basis in einer
Urabstimmung über das Ergebnis zu entscheiden hat. Denn wir brauchen mehr und
nicht weniger gewerkschaftliche Demokratie, erst recht keine Huber-Monarchie!