Neumünster: Nazi-Gewalt eskaliert!

Seit Anfang diesen Jahres wurden mehrere Neumünsteraner Bürger/innennnen Opfer neonazistischer Gewalttaten. Mehrmals gab es Anschläge auf Wohnhäuser, Fahrzeuge und Menschen. Diese Anschläge bewegen sich zwischen Sachbeschädigungen (zerstochenden Autoreifen, eingeworfenen Fensterscheiben etc.), Körperverletzung und Brandanschlägen. So brannte kürzlich ein PKW vor einem alternativen Wohnprojekt gänzlich aus, hierbei wurde festgestellt, dass es sich eindeutig um Brandstiftung gehandelt hat.

Hinter den Taten stecken vermutlich organisierte Neonazis der “Aktionsgruppe (AG) Neumünster”, die sich am “Vorbild” der für ihre Gewalttaten bekannten “AG Kiel” orientieren (siehe AZ-Artikel vom 4. Juli d.J.).
Die letzten und bisher brutalsten Vorfälle der Reihe faschistischer Gewalttaten in der Schleswig-Holsteinischen Stadt Neumünster begannen mit einem Überfall auf eine kleine Gruppe Tierrechtler/innen, die am späten Nachmittag des 16. Mai vor dem Zirkus Renz Flugblätter verteilten. Sie wurden von 10 Nazis überfallen, zwei Personen wurden dabei auf dem Boden liegend von den Nazis geschlagen und getreten, und erst durch das mutige und entschlossene Eingreifen eines Passanten beendeten die Nazis ihren Überfall und flohen. Die beiden Verletzten mussten im Krankenhaus behandelt werden.
In der Nacht vom 6. auf den 7. Juni wurde eine Fensterscheibe eines Mehrfamilienhauses, in dem auch ein Bündnismitglied und AJZ (Aktion-Jugend-Zentrum) Vorstandsmitglied wohnt, mit einem Pflasterstein eingeschmissen. Opfer wurde auch eine benachbarte Familie, die im selben Haus lebt. Zum Zeitpunkt des Überfalls befand sich u.a. ein Kleinkind in der Wohnung. Ein Hausbewohner verletzte sich an den Scherben und musste nachts noch ambulant im Krankenhaus behandelt werden, Folgeschäden können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden.
Am 7. Juni wurde der Pressesprecher des Bündnis gegen Rechts in seinem Auto von Nico S., einem bekannten Nazi und einer weiteren Person ausgebremst und von der Spur gedrängt. Schließlich wurde mit Hilfe eines Teleskopschlagstocks, noch während der Fahrt eine Scheibe am Fahrzeug des Bündnismitgliedes zerschlagen. Der Täter Nico S. nutzte dazu das Auto seiner eigenen Familie, die in der Einfelderstraße ein Massagestudio betreibt. Es ist offensichtlich, dass sie das Gedankengut dieses Nazis nicht nur dulden, sondern es auch teilen.

Der in Neumünster-Einfeld wohnende Nico S. ist einer der aktivsten Personen der AG Neumünster. Nico S. war bzw. ist auch aktiv in der „AG Kiel“ an der sich wie erwähnt die AG Neumünster orientiert. Nicht nur am 7.6. benennen Augenzeugen und Geschädigte Nico S. als einen der Täter, sondern auch bei anderen Überfällen der Vergangenheit soll dieser aktiv beteiligt gewesen sein. Es laufen zur Zeit mehrere Ermittlungsverfahren. Des Weiteren beteiligt an der “AG Neumünster”, ist der seit 2008 in Neumünster wohnende Alexander H. H. stammt ursprünglich aus Neustadt/Ostsee, ist seit Jahren aktiver Nazi, aus seiner Zeit im Umfeld der terroristischen und verbotenen „Combat 18″, musste er sich bereits für einen Anschlag auf das Neustädter Denkmal der Cap Arcona, sowie für andere Gewalttaten vor Gericht verantworten. Gewalt als für diese Typen Prinzip und Mittel zum Zweck“

Die Gewalttaten, wie sie zur Zeit in Neumünster und unter anderem auch in Kiel stattfinden, sind kein Zufall oder Resultat der Taten einiger Durchgeknallter. Damit verfolgen die Nazis das Ziel, gezielten Terror gegen politische Gegner/innennnen ihrer menschenverachtenden Weltanschauung zu verbreiten und versuchen, durch Sachschäden und Verletzungen diese einzuschüchtern. Die vergangenen Angriffe zeigen, dass die Gewalt durch Nazis immer mehr zunimmt und das alle Menschen davon betroffen sind. Wenn Nazis sich oftmals in der Öffentlichkeit “friedlich” geben, ändert dies nichts an ihren gewalttätigen Zielen, die die angebliche “Ungleichheit” von Menschen zum Prinzip macht und die Ermordung von Menschen, die sie als „lebensunwert“ deklarieren, zum Ziel hat.

Gerade die Nazis der Aktionsgruppen lassen zunehmend ihre Maske fallen. Wie schon die Nazis im Mai 1945, rief die„AG Kiel“ jüngst ihre Mitglieder und andere Kieler Nazis dazu auf, als “Wehrwolfeinheiten zu agieren”. Deutlicher kann man das Bekenntnis zum historischen Nationalsozialismus kaum formulieren.

Die Neumünsteraner Antifaschisten lassen sich von den Gewalttaten der „AG Neumünster“ weder einschüchtern noch von ihrer antifaschistischer Arbeit abhalten. Vielmehr belegen die Vorfälle die Notwendigkeit: Geschwiegen wurde von offizieller Seite lange genug in dieser Stadt und das Naziproblem gestaltet sich zunehmend vielschichtig. Denn ob Nazis nachts Fensterscheiben einschmeißen oder versuchen über Fußballspiele (oder Dart in der Titanic) Akzeptanz in der Gesellschaft zu finden, so beflügelt sie doch immer das selbe rechtsextremistische Gedankengut. An dieser Stelle sei einmal kurz an das Wahlversprechen des künftigen Oberbürgermeisters Dr. Olaf Tauras zu mehr Engagement gegen Rechtsextremismus erinnert und gleichzeitig festgestellt, die Kommunalpolitik in Neumünster soll die Realität zur Kenntnis nehmen und die heißt: Neumünster hat ein Naziproblem!

Dies belegen neben den Angriffen auch die Wahlergebnisse der rechtsextremen Parteien, die in Neumünster regelmäßig und permanent über dem Landesdurchschnitt von Schleswig-Holstein liegen. Die Kommunalpolitik muss daher alle Möglichkeiten überprüfen und ausschöpfen, die Nazi-Treffpunkte in Neumünster zu schließen und muss sich klar positionieren, zu Protesten mit aufrufen und der Nazigewalt in Neumünster ein Ende setzen. Auch, wenn sie eine antifaschistische Bewegung aus der Bevölkerung nicht ersetzen können, die notwendig ist, den Nazis hier und anderenorts Einhalt zu gebieten.

Schluss mit der Nazigewalt in Neumünster und anderswo! Kommt zur zur Demo am Samstag, 13. juni, 11.30 Uhr in Neumünster-Einfeld, Einfelder Bahnhof

Ouelle und mehr: Antifa-Info-Neumünster

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NEU

Sonnabend,13. Juni 2009
Bericht von der Demonstration

Rund 250 Antifaschisten/-innen versammelten sich am heutigen Samstag am Bahnhof des Neumünsteraner Stadtteils Einfeld, um unter dem Motto „Schluss mit der Gewalt der faschistischen Aktions-Gruppe Neumünster und aller anderen Nazibanden!“ gegen die zunehmende Gewalt von rechts, auch in dem Stadtteil, zu protestieren. Aufgerufen hatten die Antifaschistische Aktion und das Bündnis gegen Rechts Neumünster. „Italienische Verhältnisse“ bildeten den Auftakt der Demo. Die Genossen von Arbeit Zukunft waren zwar pünktlich da – doch wo waren die anderen? Ein kleines Häufchen Antifaschisten scharte sich um ein paar SPD-, DKP- und Linksparteifahnen, kein Lautsprecherwagen und kein Mensch, der irgendwie nach Verantwortlichkeit aussah, waren zu sehen. Rundherum standen doppelt so viele Polizisten/-innen, die zur Feier des Tages in eleganten schwarzen Kampfanzügen gekleidet waren und auch ein „Filmteam“ mitgebracht hatten. Doch 20 Minuten nach dem offiziellen Beginnen hatten sich dann doch rund 250 Antifaschisten eingefunden und zu einem Demonstrationszug formiert. Als wir losmarschieren wollten, versperrten uns die „Ordnungshüter/innen“den Weg. Die Transparente werden zu hoch gehalten, war die Begründung. Ob das nun wirklich gegen das Vermummungsverbot verstieß oder nur eine eigenwillige Auffassung des Einsatzleiters war, konnte nicht herausgefunden werden und nach rund 15 Minuten Diskussion ging’s dann endlich los, die Transparente blieben in der gleichen Höhe und die Dame vom „Filmteam“ musste ihre Stange etwas höher halten. Mehrmals wurden Personalien von Teilnehmer/innen aufgenommen, weshalb der Demozug immer halten musste.
Die lautstarke Demo machte ihre Runden durch Einfelds Straßen und bei den Zwischenkundgebungen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass Nazis auch einen Namen und eine Adresse haben.
Trotz der massiven Polizeipräsenz waren auch die Neonazis zur gleichen Zeit in Einfeld unterwegs. Während der Demo hatten sie sich, beschützt von drei Polizeiketten, auf dem Gelände der Familie Seifert. verschanzt. Anwesend waren ca. 10 Mitglieder der Aktionsgruppen Neumünster und Kiel. Als die Demo in Sichtweite vorbeizog, provozierten sie durch gehässige Parolen. Danach patrouillierten sie mit zwei Kieler Autos (KI-MJ-333 und KI-CG-20), bepöbelten abreisende Antifaschisten und versuchten Fotos zu machen.

Rund 80 „Arbeit Zukunft“ wechselten ihren Besitzer und mit einer ermahnenden Abschlussrede fand die gelungene Aktion ihr Ende.

kb


Spendenaufruf

SPENDET FÜR DIE OPFER DER NAZI-GEWALT in Neumünster! (siehe ganz oben)

Betroffen sind einige – gemeint sind alle.
Aktion Jugendzentrum e.V.
Kontonummer: 379 379
BLZ.: 230 510 30
Sparkasse Südholstein
Verwendungszweck: Nazigewalt