Zarte Stuttgarter Polizei – eine Glosse

Als am 30. September 2010 die Stuttgarter Polizei aus gepanzerten Wasserwerfern mit Hochdruck in eine Menge aus Jugendlichen und Rentnern schoss, dabei Hunderte verletzte und einigen das Augenlicht zerstörte, da dachte jeder: Das ist eine harte Truppe. Die einen waren stolz auf diese „schneidigen Helden“, die anderen hatten Hass, Wut und Angst. Am 20. Juni 2011 wurde dieses Bild einer harten Truppe zerstört und der zarte Kern entblößt.

Nur kurz die Tatsachen:

Am Montag, dem 20. Juni 2011 haben in Stuttgart wieder rund 7000 Menschen gegen die Fortsetzung des Milliardengrabes Stuttgart 21 demonstriert. Tausende von ihnen begaben sich anschließend zum Südflügel des alten Hauptbahnhofes zum abgesperrten Gelände des so genannten Grundwassermanagements. Der Südflügel soll abgerissen, beim Grundwassermanagement sollen Milliarden Kubikmeter Wasser beim Hauptbahnhof entnommen werden, damit dort überhaupt gebaut werden kann. Dadurch sind die Mineralquellen Stuttgarts nach den Angaben von Fachleuten in Gefahr. Eine beteiligte Baufirma warnte die Bahn, dass bei der geplanten Entnahmemenge an Grundwasser der Rest vom Hauptbahnhof einstürzen könne. Für die Bahn waren das alle keine Argumente. Sie baut weiter. Bei den Menschen ist die Wut ob dieser arroganten Haltung gestiegen. So fielen auf einmal unter dem Druck der Menschenmenge die Bauzäune um und viele Demonstranten strömten auf die Baustelle. Die Bahn nennt beispielsweise die Vernichtung von Jugendstiltreppen im Südflügel „Entrümpelung“ und „Vorbereitung für den Abriss“. Nun entlud sich die Wut über diese Barbarei.  Die Stuttgarter Zeitung berichtet am 22.6.11:  „Plötzlich Gejohle und Bewegung im Demonstrationskörper. Der Zaun wird auf der gesamten Länge niedergedrückt, auf dem Dach und dem Tank versammeln sich elf, mehrheitlich jugendliche Aktivisten. Einige bemühten sich erfolgreich, mit dem nachgerückten Publikum La-Ola-Wellen zu organisieren. Indes ist die Polizei, die meisten Beamten in voller Montur, aufgezogen. Vertreter des ‚Deeskalationsteams‘ der Parkschützer, unter anderem mit dem Ausbildungsmeister für Gartenbau Michael Dieter, stellen sich zwischen Polizei und Demonstranten. Eine gewaltige Detonation erschüttert die Luft. Etwa 30 der rund 1500 Demonstranten werfen herumliegendes Baumaterial herum und besetzen die Fahrzeuge der Wasserbaufirma, augenscheinlich gut situierte Normalbürger im Alter zwischen 30 und 70 Jahren. Aus den Lastwagenreifen wird die Luft abgelassen, Rentnerinnen geben dafür Deckung. Am nächsten Tag stellt sich heraus, dass auch Zucker in Tanks geschüttet und an der Hydraulik manipuliert wurde. Der Schaden soll im siebenstelligen Bereich liegen, heißt es am Dienstag. Eine ganze Gruppe von Projektgegnern im fortgeschrittenen Alter versucht gar, die Umhüllung eines der Wasserrohre anzuzünden.“

Die zarte Stuttgarter Polizei beklagt nun neun Opfer

Opfer Nummer 1 kann man auf den folgenden Videos sehen:

http://www.youtube.com/watch?v=a95XOs328BQ&feature=youtu.be

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=H8dNzYPCaac

Im ersten Video sieht man, wie der Zivilpolizist einen Demonstranten grundlos angreift, zu Boden wirft und sich dort mit ihm prügelt. Er wird dann von anderen von seinem Opfer los gerissen, zieht seine Pistole, bedroht die Umstehenden und man lässt ihn laufen. Er flüchtet über den umgefallenen Bauzaun.

Im zweiten Video kann man sehen, wie er von einer Reihe Leuten geschützt und Richtung Polizei abgedrängt wird. Verletzungen sind nicht zu sehen. Der Zivilpolizist wehrt sich sogar noch heftig dagegen, dass er abgedrängt wird.

Dieser Zivilpolizist liegt nun angeblich schwer an Kopf und Hals verletzt seit drei Tagen im Krankenhaus. Von seinem Opfer, das er brutal nieder gerissen hat, sind keine derartigen Verletzungen bekannt.

Acht weitere Polizisten lagen eine Nacht lang im Krankenhaus. Ein Knallkörper war explodiert. Keiner der umstehenden Demonstranten trug einen behandlungsbedürftigen Schaden davon. Acht Polizisten erlitten jedoch ein „Knalltrauma“ und mussten deswegen stundenlang behandelt werden.

Hier das Video zu diesem „fürchterlichen“ Knall. Beim Knall sind übrigens keine Polizisten in der Nähe zu sehen-

http://www.youtube.com/watch?v=LW7-0Yw3IK0

Wie wir aus sicherer Quelle erfahren haben, plant nun die Stuttgarter Polizeiführung zu Sylvester ein Verbot jeglicher Knallerei zu erlassen, weil sonst am nächsten Tag 90% des Personals dienstunfähig in Krankenhäusern liegen würde. Bei dem Empfang von US-Präsident Obama für Bundeskanzlerin und Ex-FDJ-Politschulungsleiterin Angela Merkel eine Woche zuvor, wäre keiner dieser tapferen Helden einsatzfähig gewesen. Denn Merkel wurde mit 19(!!!) Böllern Ehrensalut empfangen. Das hätte wohl keiner von ihnen ohne ernsthaften Schaden überlebt. Wahrscheinlich wären sie auf Dauer dienstunfähig geworden und hätten in Frühpension gehen müssen. Wir würden der Stuttgarter Polizei auch empfehlen – und da hätte sie bestimmt die Grünen auf ihrer Seite – den gesamten Autoverkehr in Stuttgart zu verbieten. Lärmgeplagte Bürger würden das auch begrüßen. Wie leicht könnte doch ein Stuttgarter Polizist durch den Lärm oder gar das Knallen eines Auspuffes so schwer geschädigt werden, dass er ins Krankenhaus und tagelang behandelt werden muss.

Es ist geradezu erschreckend wie rücksichtlos empörte Stuttgarter Bürger diese empfindlichen, zarten Seelen behandeln. In dem einen Fall haben sie sogar den heiligen Beamten am Abknallen seiner Pistole gehindert! Das ist ein ungeheuerlicher Frevel und nicht zu verzeihender Gewaltakt.  Wir gehen davon aus, dass dieser Zivilpolizist, hätte man ihn nur Herumknallen lassen, sicher keinen Schaden davon getragen hätte. Den hätten dann wohl die bösen Menschen davon getragen, die ihn an seinem rechtmäßigen Treiben gehindert haben.