Leserkorrespondenz zur Rentenfrage

Ich bin 37 Jahre, lebe allein. Bin seit 1990 im Arbeitsleben integriert. Mein Tätigkeitsbereich war im Baugewerbe. Ich hab mir eine Auszeit gegönnt. Hab nichts gegen Firmenchefs mit viel Geld, großen Autos, Häusern oder anderen Gütern.

Wenn ich die Zeitung aufschlage lese ich immer wieder von Rentenreformen,von erhöhten Arbeitsversicherungsjahren! Ich lebe von einem Lohn von 1000 bis 1300 EURO. Bin Single und von meinem Monatseinkommen bleibt nicht viel übrig. Meine Ersparnisse reichen nicht aus, um eventuell Unvorhergesehenes zu bewältigen.

Ich müsste also 40 Jahre arbeiten für jemandem (den Staat), den ich sicher nicht lieben kann, nicht zusammenleben könnte und auch nicht heiraten würde! Das Gesetz schreibt mir also vor, mir 40 Jahre die Knochen zu brechen für einen Lohn mit dem ich gerade mal über die Runden komme? Haben wir ein modernes Sklavenzeitalter? Sollten die Gesetzgeber diese Gesetze nicht auch ausleben? Wie kann man diese Stunden wirklich entschädigen?Wer ersetzt mir meine Haut? Amüsant ist Arbeit dann auch wieder nicht!

Was kostet der Arbeiter wirklich?

Als Kunde bezahle ich für eine Reparatur oder Dienstleistung 32 EURO Stundensatz.

Ich hab mir mal eine Rechnung gemacht und bin auf folgendes gestoßen:

Ich verarbeite die Stunde etwa 10-15 Elemente. 2 EURO das Stück das wären dann min.20

EURO.

20 EURO die Stunde * 8 Stunden am Tag = 160 EURO.

8 Stunden *5 Tage =40 Stunden =800 EURO.

40 Stunden * 4 Wochen = 160 Stunden =3.200EURO.

160 Stunde * 11 Monate(Urlaub)=1760 Stunden=35.200EURO.

1760 Stunden * 20 Jahre = 35200 Stunden = 704.000 EURO.

 

Ein Lohn von 1600 EURO im Monat ergibt im Jahr mit 12 Monaten 19.200 EURO.

Eine Arbeitszeit von 20 Jahren ergibt einen Lohn von 384.000 EURO.

Es bleiben also noch 320.000 EURO übrig.(Rücklage, ohne Berechnung einer Verzinsung)

Diese aufgeteilt auf 40 Jahre und die dafür entsprechenden Monate ergibt eine Summe von 667 Euro monatlich.Ich kann mir also eine Auszahlung von 667 EURO monatlich 40 Jahre lang leisten, ohne den Staat oder anderen Institutionen zu beanspruchen. Das wäre eine Lebenserwartung von 75 Jahren!! Das nach 20 Arbeitsjahren!

Multipliziert man diese Formel mit dem heutigem Stundensatz von 30 EURO, ergibt das nochmal eine Summe von 352.000 EURO! Die dem Arbeitgeber zukommen. Der Materialaufschlag ist hier NICHT Berechnet worden!

Mit den 2 EURO, die vom Stundensatz fehlen, ist der Staat auch bedient. (Steuergelder)

Warum sollte ich also 40 Jahre arbeiten müssen. (Moderne Sklaverei)

Ist es wirklich der Arbeiter der die Verschuldung verursacht (Rentenreformen)?

Fragen sie doch mal einen Arbeitgeber, wie oft er sich vom Arbeitsplatz entfernt bis zur 1. Abmahnung? Wieviel er effektiv an Stunden am Tag arbeitet? Wieviel er am Tag Pausen macht? Man schreibt mir also vor, 40 Jahre die Knochen zu brechen?

40 Jahre zu arbeiten für jemandem, den ich 1.nicht liebe, 2.nicht heiraten würde und 3. nicht zusammenleben könnte! Müssen wir uns wirklich auf ein Sklavenzeitalter einstellen?

Welche Bedeutung hat „ora et labora“?…

Warum soll sich jemand bereichern an jemandem, der arbeitet?

Warum gibt man dem, der wenig arbeitet, viel und dem, der viel arbeitet, wenig?

Warum bekommt der, der wenig arbeitet, den gedeckten Tisch und der, der viel arbeitet, nur Wasser und Brot? Und warum halten Frauen und Männer ihre Augen und Mund geschlossen und lassen es über sich ergehen? Verstecken sich hinter ihren Mauern und hoffen, dass es wieder Abend wird….

Welche Zukunft haben wir in der heutigen Zeit als Arbeiter.

Ist es nicht so einfach, ein angenehmes Leben zu führen??

H.S., von jemandem ohne Studientitel!

 

Anmerkung der Redaktion:

Lieber Kollege H.S., Deine Ausführungen sprechen sicher vielen Kolleg/innen aus dem Herzen. Allein durch Arbeit werden Werte geschaffen. Und die Arbeiter/innen und Angestellten, die alle diese Werte schaffen, werden als Lohnsklaven gehalten und ausgebeutet. Allerdings ist die Lage noch schlimmer. Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes schuf eine Arbeitskraft im produzierenden Gewerbe 2003 pro Stunde einen Neuwert von ca. 110 Euro. Da sind die Kosten des Unternehmers für Material, Miete, Energie usw. bereits abgezogen. Von diesen 110 erhielt die Arbeitskraft nur etwas über 20 Euro als Lohn und Lohnnebenkosten (wie Sozialversicherung, bezahlter Urlaub usw.). Und das Kuriose ist, dass die Reallöhne sinken, obwohl die Produktivität ständig steigt. Allerdings würde auch in einer besseren, sozialistischen Gesellschaft der Neuwert nicht komplett ausgezahlt. Bildung und Erziehung, Forschung und Wissenschaft, Gesundheitswesen, Renten müssen daraus finanziert werden. Allerdings hätten in einer solchen Gesellschaft, diejenigen, die die ganzen Werte produzieren, auch über deren Verwendung zu bestimmen. Das ist in dieser Gesellschaft nicht der Fall. Hier entscheiden Banken, Kapitalisten und ihre Politiker über alles. Deshalb haben wir auch etwas gegen diese Firmenchefs.