Das erste internationale Frauenfilmseminar, Berlin 1973

Vor fast 45 Jahren, im November 1973, fand in Berlin das erste internationale Frauenfilmseminar statt. Es wurden Filme aus vielen Ländern gezeigt. Die meisten Vorführungen waren Erstaufführungen. Die Themen waren vor allem „Frauen im Arbeitskampf, Frauen in der Darstellung der Medien, Frauen und der Paragraph 218, Sexualität, Rollenverhalten, Frauenbewegung in Europa und den USA“. Viele der Filme befassten sich mit dem Kampf von Frauen um gleiche Bezahlung, um Kinderbetreuung, Entlastung im Haushalt, Gleichberechtigung in ihren Beziehungen. Besonders in Erinnerung ist mir eine Gruppe junger Näherinnen aus Frankreich geblieben, die ihren Arbeitskampf schilderten. Ihre Aussage, dass ihre Männer sie unterstützt hätten, rief Alice Schwarzer auf den Plan, die empört war und meinte, das könne doch gar nicht sein. Männer, die ihre Frauen unterstützten, passten nicht in ihr Weltbild. Damit stand sie bei dem Seminar weitgehend allein.

Traurig sehe ich auf manche „Kämpfe“ von Frauen, die heute darum prozessieren, wie sie angeredet werden wollen. So berichtete die Stuttgarter Zeitung von einer Feministin, die mit einer Klage gegen ihre Bank bis vor den Bundesgerichtshof gezogen ist. Sie will nicht als „Einzahler“ sondern als „Einzahlerin“ angeredet werden. Alice Schwarzer und andere bürgerliche, teilweise reaktionäre Kräfte haben große Teile der Frauenbewegung unter ihre Kontrolle gebracht. Die Probleme der Millionen Hartz-IV-Empfängerinnen, von Frauen mit Minijobs und Niedriglöhnen, die Armut von Alleinerziehenden interessiert diese Frauen nicht. Aber die Probleme gerade der Frauen, die keine Karriere machen können, sind seit 1973 gewachsen. Daher brauchen wir wieder eine fortschrittliche Frauenbewegung.

IM