Frauen in der DDR

Bei der Reichsbahn wurden schon früh Frauen in technischen Berufen ausgebildet

Jetzt mit 2 Leserbriefen und Antwort der Redaktion am Ende des Artikels

In der DDR wurden in der Anfangsphase einige materielle Grundlagen für die Befreiung der Frau geschaffen. Es gab gesellschaftliche Einrichtungen: Kindergärten, Krippen, Kantinen, Wäschereien.

1947 bereits veranlasste die sowjetische Militäradministration den gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Und zwei Jahre später schrieb die DDR-Verfassung die Gleichberechtigung von Mann und Frau fest. 1950 bekamen die Frauen das Recht, ihren Arbeitsplatz ohne Einwilligung des Mannes frei zu wählen – ein Schritt, den die Bundesrepublik erst 1977 tat.

Die Frau wurde nicht nur als Arbeitskraft verstanden, sondern erhielt auch erheblich mehr Rechte gegenüber Männern als in der BRD.

Frauen wurden im reproduktiven Bereiche entlastet und konnten so im produktiven Bereich tätig sein. Verheiratete Frauen erhielten monatlich 1 Tag frei (Haushaltstag). Über 90 % der Frauen waren berufstätig.

Das Renteneintrittsalter für Frauen betrug 60 Jahre (!).

Nach dem Anschluss an die Bundesrepublik wurde diese Regelung gestrichen und auf 65 bzw. 67 Jahre erhöht.

Der Paragraf 218 galt nie, seit es die DDR gab. Die unehelichen Kinder waren seit 1950 den ehelichen rechtlich gleichgestellt.

1989 betrug die Versorgung mit Kinderkrippenplätzen in der DDR im Durchschnitt 80 Prozent, in den Großstädten lag sie bei fast 100 Prozent. Kindergartenplätze waren für 94 Prozent und Hortplätze für 82 Prozent der Kinder vorhanden. Davon konnte man in der Bundesrepublik nur träumen: Hier gab es gerade mal für 2 Prozent der Kinder einen Krippenplatz, für 78 Prozent einen Kindergartenplatz und für 4 Prozent der Schulkinder einen Hortplatz.

Kostete das was?

Kinderbetreuung in der DDR war für alle da und sehr günstig

Natürlich! Aber die Betreuung wurde vom Staat finanziert (in der Bundesrepublik mussten die Eltern den Platz bezahlen). Die Eltern hatten nur für die Verpflegung zu zahlen. Ein Mittagessen für ein Krippenkind kostete z. B. 1,40 Mark, das für ein Kindergartenkind 35 Pfennig.

Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beiden Partner zu ermöglichen, wurde eine bestmögliche Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau angestrebt. Die klare Distanzierung von der Frauenrolle als Hausfrau und Mutter diente vor allem in den Anfangsjahren auch als Abgrenzung vom Hitlerfaschismus und der BRD, die das traditionelle Frauenbild zu einem Großteil übernahm.

Einige Fragen über die Lebenssituation der gesamten Bevölkerung:

Die „zweite Lohntüte“, also die Subventionen, die den Werktätigen unmittelbar zugutekamen, darüber herrscht heute Schweigen.

Für eine Neubauwohnung betrug z.B. die Miete 70 Mark einschließlich aller Nebenkosten – der Begriff war in der DDR allerdings unbekannt – wie Warmwasser, Heizung, Müllentsorgung usw. Das Gesundheitswesen war unentgeltlich, Medikamentenzuzahlungen waren unbekannt. Krankenhausaufenthalt, Kuren waren ebenfalls unentgeltlich. Ferienplätze waren preiswert, Kinderferienlager z.B. 14 Mark, einschließlich Fahrt und Verpflegung. Die steuerliche Belastung war vergleichsweise gering, für die Kranken- und Rentenversicherung mussten insgesamt 10 Prozent (maximal 60 Mark bzw. 120 Mark bei freiwilliger Zusatzrentenversicherung) abgeführt werden. Eine Arbeitslosenversicherung existierte nicht, sie war auch nicht notwendig. Ein Fabrikarbeiter im Schichtdienst konnte mit Zulagen in Ost-Berlin aber auch Spitzenverdienste von etwa 1.400 Mark erzielen. 25,- Mark Monatsmiete für 40-m2-Altbauwohnung mit Ofenheizung. Tatsächlich betrug die Miete aber 130,00 M. Die fehlenden 105,00 wurden aus der „Zweiten Lohntüte“ bezahlt. Oder: Ein Straßenbahnfahrschein kostete 0,15 M. Aus der „Zweiten Lohntüte“ kamen dann noch 0,70 M hinzu.

Hier noch einige Preisbeispiele aus der DDR:

0,05 M ein kleines Brötchen

0,08 M eine Kilowattstunde Elektroenergie

0,10 M bis 0,15 M eine Tageszeitung

0,34 M eine Flasche Vollmilch (0,5 1, 2,2 % Fettgehalt)

0,42 M eine Flasche Club-Cola (0,33 1)

0,48 M eine Flasche Vollbier (0,33 1)

0,78 M 1,5 kg Roggenmischbrot

3,20 M eine Schachtel (20 Stück) Filterzigaretten der üblichen Marken (F6, Semper oder Cabinet)

19,00 M eine Fahrkarte der Deutschen Reichsbahn über 200 Kilometer im D-Zug

Soweit einige Beispiel für Subventionen in der DDR, die der ganzen Bevölkerung zugutekamen.

Das allein konnte aber nicht zu einer tatsächlichen Gleichstellung der Frau im gesellschaftlichen und politischen Leben führen, weil die materiellen Voraussetzungen lediglich die Grundlage für die Erreichung der vollständigen Emanzipation bilden, nicht aber die Emanzipation selber sind. Ausgehend von der Tatsache, dass die materiellen Grundlagen als geschaffen angesehen wurden, gab es keinen gezielten Kampf um die tatsächliche Gleichstellung, selbst die Diskussion, ob die Gleichstellung denn nun erreicht sei, war nicht statthaft.

Es gab zwar einige Frauen in entscheidenden Positionen doch die breite Masse der Frauen nahm wenig Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft. Dies freilich war nicht nur ein Problem der Frauen, sondern der Masse der werktätigen Menschen überhaupt.

Der Sozialismus kann nur existieren, wenn immer mehr Menschen an der Leitung von Staat und Gesellschaft teilnehmen. SED-Führer wie Ulbricht oder Honecker aber wollten eine solche Entwicklung nicht, wollten alle Kompetenzen auf Dauer in ihren eigenen Händen konzentrieren. Bereits Mitte der 50er Jahre ging die Orientierung auf den Sozialismus unwiederbringlich verloren. Es entwickelte sich in einem langwierigen Prozess mit zahlreichen Übergängen und Schattierungen ein bürokratisches Regime, das zunehmend die Züge von Unterdrückung und Ausbeutung annahm, und damit ging auch der Kampf um die Gleichstellung und Befreiung der Frau verloren.

Über Mängel und Qualitätsprobleme im sozialen Bereich wird immer wieder geredet. Mit Recht! Mit dem Übergang der DDR in eine revisionistische Übergangsgesellschaft kam es zu Verschlechterungen, ja zum schleichenden Abbau der Sozialstandards. So kam es z.B. mit der faktischen Einführung der West-Mark in der DDR als 2. Währung zu einer Verschlechterung der Lage der Mehrheit der Menschen in der DDR.

Ein Großteil von den tatsächlichen Errungenschaften wurde in den Anfangsjahren der DDR eingeführt, d.h. in der Phase des Aufbaues des Sozialismus. Diese sozialpolitischen Maßnahmen können aber nur in einer sozialistischen Gesellschaft wirksam sein. Bereits mit der Entartung der DDR wurden diese Maßnahmen immer wieder in Frage gestellt und oftmals verschlechtert bzw. abgebaut.

Jede Köchin muss lernen, den Staat zu lenken“ (Lenin) – erst dann kann von einer Befreiung der Frau gesprochen werden.

Die gesellschaftlichen Einrichtungen, erkämpfte Rechte wurden zunehmend Fassade. Mit dem Beitritt zur BRD brach selbst diese zusammen.

Forderungen – die jetzt im Kapitalismus erkämpft werden müssen:

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

6-Stunden-Tag bei einer 5-Tage-Woche und bei vollem Lohnausgleich!

Keine Nachtarbeit für Frauen!

Recht auf kostenlose Ganztagsbetreuung von Kindern in Krippen, Kindergärten, Horts und Ganztagsschulen!

Frauenruheräume in den Betrieben!

Verbot der Arbeits-Flexibilisierung für Frau und Mann!

Monatlich 1 Haushaltstag – für Frauen oder Männer!

Rente für Frauen ab 50 Jahren, für Männer ab 55 Jahren!

Rechtliche und soziale Gleichstellung aller Lebensgemeinschaften!

Gleiche Bildung und Erziehung von Frauen und Männern!

Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Gleichstellung der Frauen!

Ein frei bestimmbares Leben für alle! Keine Verfolgung von Schwulen, Lesben und Transgender!

Anerkennung geschlechtsspezifischer Asylgründe!

Aufenthaltsrecht für nachgezogene Ehepartner/innen und keine Ausweisung nach Trennung und Scheidung!

Verbot der Zuhälterei!

Verbot von sexueller Ausbeutung und Pornographie!

Unentgeltliche Ausgabe von Verhütungsmitteln!

Streichung des § 218! Für das Selbstbestimmungsrecht der Frau!

 

Leserbrief

Liebe Genossen,

nachdem ich die neue Zeitung gelesen habe, möchte ich eine kritische Anmerkung zum Artikel „Frauen in der DDR“, den ich grundsätzlich für informativ und gut halte, machen:

Erstens. Darin wird die Rente für Frauen mit 50, für Männer mit 55 gefordert. Das finde ich, im Sinne einer allgemeinen Forderung für heute, ziemlich absurd.

Ein Renteneintritt mit 50 ist für besondere Berufsgruppen gewiss notwendig. Warum eine Sekretärin (zum Beispiel) aber mit 50 in Rente gehen sollte, leuchtet nicht ein, ist fast schon eine Beleidigung.

Und genau darauf kommt es an: Wir brauchen hier eine Differenzierung nach Berufsgruppen und nicht nach Geschlechtern! Hier einen Unterschied zwischen Geschlechtern zu machen, ist mit einem modernen Frauenbild nicht vereinbar.

Im Übrigen entspricht diese Forderung auch nicht der Erklärung „Arbeit, Wohnung, Auskommen und gleiche Rechte für alle!“, verabschiedet im September 2012.

Dort steht ganz klar:

„Rückführung des Rentenalters von 67 auf höchstens 65! Ziel: Rente mit 60!“

Ich ergänze: Und zwar unabhängig vom Geschlecht!

Zweitens. Den Zusammenhang zwischen sexueller Ausbeutung und Pornographie hätte ich gerne genauer erklärt. Ein notwendiger Zusammenhang besteht hier meines Erachtens nach nicht. Es gibt heute sogar feministische Pornographie.

Die undifferenzierte Forderung nach einem Verbot von Pornographie entspringt offensichtlich spießbürgerlich-religiösen Vorurteilen.

Solidarische Grüße

A

Antwort der Redaktion:

Lieber Genosse,

bei der Frage des Alters hast Du recht. Es gilt die Erklärung „Arbeit, Wohnung, Auskommen und gleiche Rechte für alle!“

Zur Pornographie: Wir sind nicht für ein Verbot jedes Nacktfotos oder von Nacktheit. Auch künstlerische und wissenschaftliche Darstellungen nackter Menschen und von Sexualität sind aus unserer Sicht keine Pornographie. In der DDR gab es eine sehr weit verbreitete Nacktkörperkultur. An den Ostseestränden war Nacktbaden normal, erregte keinerlei Aufsehen. Es war völlig natürlich und hatte mit dem spießigen Getue bei jedem nackten Körper nichts zu tun. Der Kapitalismus unterscheidet sich hier dadurch, dass er Sexualität und den nackten Körper zu einer Ware macht. Daher geht er spießig und hochmoralisch gegen Nacktbader vor, während er den Verkauf von Menschen als „unvermeidlich“ hinstellt, weil der Mensch halt so sei. Dabei geht es nur um den sehr hohen Profit aus diesem Geschäft mit der Ware Mensch. Im Kapitalismus ist Pornographie in der Regel mit sexueller Ausbeutung und Profit verbunden. Unter sozialistischen Bedingungen kann sich Sexualität auf natürliche Weise entfalten, ohne andere auszubeuten und andere zu verletzen.

Leserbrief

Hallo!

Ich finde es absolut blöd, wenn Wessis, die nicht hier gelebt und gearbeitet haben, genau zu wissen scheinen, warum der Ostblock Baden ging! Ich finde Eure Angaben zu „Frauen in der DDR“ absolut naiv und genauso wie die Westhetze das seit Jahrzehnten pflegt.

Viele unserer Frauen waren politisch engagiert und sehr erfolgreich, in vielen Qualifikationen. Im Gegensatz zu heute. Über unsere Fehler hatte ich Euch schon mehrfach geschrieben. Auch dass das Scheitern des Sozialismus hauptursächlich das Bestreben des Westblocks war. Ich gehe nicht noch einmal darauf ein, weil diese Vorkommnisse bekannt sind, wie die Zig-Milliarden Schäden an der DDR-Wortschaft und an der Ost-Ideologie zu analysieren sind. Definitiv! Gegen die Lügen!

PL

Antwort der Redaktion:

vielen Dank für Deinen Leserbrief. Du begleitest ja schon lange unsere Arbeit kritisch, was wir immer zur Kenntnis genommen haben. Im Fall des Artikels über Frauen in der DDR können wir dir nicht zustimmen.

Erstens: Der Autor des Artikels ist in der DDR geboren, dort aufgewachsen und auch nach der Wende in seiner Heimatstadt geblieben. Als Marxist-Leninist hat er schon in der DDR gegen den Revisionismus gekämpft, wurde dafür bestraft und ließ sich nicht entmutigen. Er wollte nicht den Sozialismus, sondern die Revisionisten beseitigen. Er hat also Ahnung von dem, was er schreibt. Und er hat ja sehr deutlich die zahllosen positiven Errungenschaften bei der Befreiung der Frau hervorgehoben. Allerdings hat er zurecht auf die revisionistische Entwicklung hingewiesen. Die SED-Führung hat alle Illusionen Chruschtschows vom friedlichen Imperialismus im Neuen Deutschland verbreitet. Damit hat sie die Partei und das Volk ideologisch und politisch entwaffnet. Die Imperialisten haben sich ins Fäustchen gelacht und das gnadenlos ausgenutzt. Die SED-Führung hat auch die Schaumschlägereien Chruschtschows, dass die UdSSR rasch die USA überholen und bald der Kommunismus mit Überfluss für alle anbrechen werde, im Neuen Deutschland ausgebreitet. Damit haben sie Illusionen gefördert und die Partei und das Volk weiter entwaffnet. Ein unrühmlicher Höhepunkt dieser Verbreitung von Illusionen und Schaumschlägerei war die gemeinsame Erklärung von SED und SPD 1987, worin „gemeinsame Interessen“ von Kapitalismus und Sozialismus propagiert und der Klassenwiderspruch negiert wurde. So wurde die Vereinnahmung der DDR durch den westdeutschen Kapitalismus Schritt für Schritt ideologisch und politisch ermöglicht. Der hat sich nicht lange Bitten lassen und sein Zerstörungswerk 1989 zu Ende geführt. Ohne den Revisionismus in der DDR und der SED hätte er das nie geschafft.

Solidarische Grüße