Daimler: Kampffähig trotz Corona, doch die Chefs haben Helfer – ein Kommentar

Arbeit-Zukunft solidarisiert sich mit dem Protest von Donnerstag (2.10.2020) gegen die Daimler-Pläne, die tausende Arbeitsplätze in Untertürkheim beseitigen sollen.

Kampffähig trotz Corona!“ – oder „Transformation in die Arbeitslosigkeit… Nicht mit uns!“ – so klingt die ganze Wut und der laute Protest hunderter Kolleginnen und Kollegen! Corona stoppt nicht den Kampf gegen Verlagerungen und Job-Kahlschlag, um Arbeit und Zukunft für alle!

Endlich ruft die IG Metall zum Protest! Ein richtiger Schritt, auch wenn es erst einmal wieder nur eine Standort-Aktion (Untertürkheim Mettingen und Hedelfingen) war, statt an allen Standorten gemeinsam zu kämpfen!

Von 19.000 Mitarbeiter/innen will Ola („Das skandinavische Tief!“) bis 2025 rund 4.000 Stellen streichen, zusätzlich zu früher verkündeten Zahlen! Aber die Fertigung von Verbrenner-Teilen soll überhaupt nicht auslaufen! Sie soll „nur“ nach Polen verlagert werden, wo im VerbrennerGeschäft MiniLöhne noch MaxiProfite versprechen. Die Vereinbarungen und Zusagen auf Grund der Kollegen-Proteste letztes Jahr werden vom Vorstand gebrochen.

Die Wut der Kolleginnen und Kollegen ist nur zu berechtigt. Hieß es früher: „Job beim Daimler – alles klar!“ heißt es heute: „Keine Zukunft mehr!“ „Vorstand vernichtet unsere Zukunft!“ – mit diesem Transparent protestierten die Azubis, fordern zu Recht Zukunft und keinen Kahlschlag.

Der Daimler-Vorstand hat auch Helfer

Heuchlerisch klagt Zentrum Automobil* auch mal „die Bosse der großen internationalen Konzerne“ an. Sie geben aber Källenius grundsätzlich recht, weisen die Schuld an der Lage voll der IG Metall zu, greifen damit all die Kolleginnen und Kollegen an, die als Gewerkschaft um die Rechte, Sozialstandards und Tarifverträge für alle kämpfen. „Der Standort, explizit Untertürkheim, ist zu teuer“ sagt Zentrum Automobil. Das ist genau die Meinung des Kapitals! Kollegen, Ihr selbst seid zu teuer! Euer Kampf um Lohnerhöhung, Tarifvertrag, Kündigungsschutz verursacht das Desaster. Die „Bosse“ aller Konzerne fühlen sich endlich mal verstanden. Zentrum Automobil ist da konsequent: Raus aus der IG Metall! Das heißt: Raus aus den Tarifverträgen, raus aus den tariflichen Schutzrechten, raus aus der Organisierung! Dazu raten diese Rechten, darunter erwiesene Nazis und offene Rassisten! Die IGM ist nicht Teil der Lösung, sondern das Problem, so hetzt Hilburger öffentlich. So denken Rechte und Faschisten weltweit und auch in Deutschland schon immer. Nur im Rahmen der Vorgaben des Kapitals und seiner Profitansprüche dürft ihr ein bisschen fordern. Eigene Interessen auch gegen das Kapital durchsetzen – das dürft Ihr nicht. Lassen wir uns nicht von diesen Spaltern in die Irre führen!

Ohne gemeinsamen Kampf, ohne Demos und ohne Streik geht es nicht!

Hinter verschlossenen Türen laufen jetzt ständig Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Daimler-Vorstand! Was wird da verhandelt? Kollege Häberle fordert „Investitionen in den Standort“, mahnt „Zukunftsperspektiven“ an, ist für die Batteriezellenproduktion in UT. „Nicht anstelle von bereits vereinbarten Produkten im konventionellen Antrieb!“, wie er richtig betont. Alles OK! Aber das juckt die Daimler-Bosse nicht mehr! Sie müssen den massiven Druck der Basis spüren! Aber Källenius „das skandinavische Sturmtief“ und Deiß stehlen dem Betriebsrat die Zeit für Verhandlungen!

Am Donnerstag in Mettingen gab es wieder kein Wort zur dringend nötigen Arbeitszeitverkürzung, zur 30-Stundenwoche überall bei vollem Lohn- und Personalausgleich!

Was erreicht so ein begrenzter Protest, so berechtigt er sein mag? Wenn etwas erreicht werden soll, ist es längst allerhöchste Zeit für mehr Druck, für gemeinsame Aktionen aller Daimler-Standorte, für einen gemeinsamen konzernweiten Streik! Ohne Streik kann nichts erreicht werden. Mit der Fliegenpatsche lässt sich kein Alligator vertreiben!

Und nirgends der Blick über den Rand der Felgen hinaus: Es wird höchste Zeit, endlich gemeinsam mit den Kolleg/innen anderer angegriffener Branchen und Firmen zu kämpfen! Allein in der Region kämpfen neben den Daimler-Belegschaften Tausende Kolleginnen und Kollegen ums Überleben! Bei Zulieferern wie Mahle, Eberspächer, Mann & Hummel, aber auch in anderen Branchen: Balluf, WMF, Odelo, Schuler und noch viele mehr!

Die Forderung für uns muss deshalb lauten:

Alle zu einer gemeinsamen Großdemo der Metallerinnen und Metaller nach Stuttgart!

Das ist längst überfällig! Alle gemeinsam gegen das Kapital!

* Zentrum Automobil: rechte, mit Nazis und Rassisten durchsetzte Gruppierung vor allem (nicht nur) in Daimler-Betrieben unter  O. Hilburger, früherer Bassist der Nazi-Rockband „Noie-Werte“. Hat mehrere Sitze im Betriebsrat bei Daimler Stuttgart Untertürkheim.

Dieser Text liegt auch als Flyer im PDF-Format vor und steht hier zum Download zur Verfügung daimler-kl