Zum 100. Jahrestag des Hamburger Aufstandes hat die Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei (Arbeit Zukunft) einen Jubiläums- und Gedenkabend in Hamburg veranstaltet.
Der Abend fand im mut!-Theater statt und wurde zuvor auf verschiedenen Kanälen beworben. Die erste Hälfte der Veranstaltung sollte einen kurzen historischen Überblick über den Hamburger Aufstand geben und im Anschluss in einem Gespräch mit einem Vertreter der Organisation die Bedeutung des Aufstandes für heute herausarbeiten: Wie sehen die Aufgaben für Kommunisten heute aus und was können wir vom Aufstand lernen?
Die zweite Hälfte des Abends verband das Gedenken an den Aufstand mit einem kulturellen Programm. In diesem Jahr fallen der 125. Geburtstag von Bertolt Brecht und der 60. Todestag von Nazim Hikmet zusammen. Mit Michael Weber, Schauspieler aus Hamburg, und Güney Özkilinc, Experte für Nazim Hikmet aus der Türkei, sollte ein Blick auf das Leben und Werk der beiden revolutionären Dichter geworfen werden.
Mit knapp 100 Gästen begann das Programm um 18:30 mit der historischen Einordnung und dem Gespräch. In diesem wurde einerseits herausgestellt, dass zwar dasselbe System nach wie vor herrscht und dieselben Widersprüche hervorbringt, die zur revolutionären Situation 1923 führten, jedoch die kommunistische- und Arbeiterbewegung in einer schwächeren Rolle ist und entsprechend wenig bewusster Klassenkampf von unten stattfindet. Als Kommunisten ist es jedoch auch heute unsere Aufgabe, den „geduldigen Kleinkampf“, wie Thälmann ihn 1925 nennt, zu führen. Neben dem Lernen aus der historischen Niederlage der kommunistischen Bewegung muss vor allem die bewusste Teilnahme am Klassenkampf und seinen Teilbewegungen hervorgehoben werden. Jedoch nicht blind und isoliert, sondern immer mit der Perspektive, dass das Klassensystem wieder revolutionäre Situationen hervorbringen wird. Um in diesen auch eine revolutionäre Rolle spielen zu können müssen die Kommunisten schon jetzt mit dem ersten Schritt beginnen: dem Aufbau einer revolutionären Arbeiterpartei – ausgehend von der Tatsache, dass die Arbeiterklasse nach wie vor sowohl das Interesse als auch die Mittel für eine Revolution in der Hand hat. Thälmann begründet das Scheitern des Aufstandes 1925 besonders mit der mangelnden Disziplin und Reife der Partei sowie der mangelnden Massenverankerung. Die Rolle der Partei für die revolutionäre Bewegung und vor allem ihre Abwesenheit ist auch heute der größte Mangel unserer Bewegung in Deutschland. Diese Partei aufzubauen ist die erste und wichtigste Aufgabe für Kommunisten heute. Doch auch letztere Bemerkung bezüglich der Massenverankerung ist bis heute gültig. So müssen die Losungen und Kampfmittel, die wir wählen, dem Bewusstseinsstand des Klassenkampfes entsprechen, nicht den Träumen und Wünschen der Revolutionäre. Sie müssen sich an der Realität orientieren und immer wieder eine revolutionäre Perspektive eröffnen, die von dieser Realität ausgeht. Nach dem Gespräch kamen noch Fragen und Beiträge aus dem Publikum, die an das Gespräch anknüpften und Fragen zur Geschichte des Aufstandes und der Rolle Thälmanns sowie zu heutigen Aufgaben, beispielsweise in der Gewerkschaftsarbeit, stellten.
Die zweite Hälfte des Programms fand auf Deutsch und Türkisch statt, wobei der türkische Teil übersetzt wurde. Es wurde in das Leben von Nazim Hikmet und Bertolt Brecht eingeführt, wobei auch die Parallelen sowohl in der Lebensgeschichte als auch in der Dichtung hervorgehoben wurden. Beide widmeten ihr Werk dem revolutionären Kampf, beide litten unter Repression und Exil, aber in beider Kunst spielt die Hoffnung eine bedeutende Rolle. Neben einem interessanten Vortrag über das in Deutschland wenig bekannte Leben von Nazim Hikmet, das mit einigen Gedichten untermalt wurde, wurden von Bertolt Brecht besonders Gedichte rezitiert, unter anderem „Das Lied vom Klassenfeind“, „General, dein Tank ist ein starker Wagen“ und „An die Schwankenden“. Das Kulturprogramm verdeutlichte die einfache Tatsache, dass der Klassenkampf auch eine kulturelle und emotionale Seite hat, und ergänzte das inhaltliche Gespräch um eine weiter motivierende Seite, wobei die geladenen Gäste eine große Bereicherung für das Programm waren.
Neben dem Programm im Saal gab es Getränke und Essen sowie Literatur zu kaufen und eine kleine Galerie im Foyer, die sich mit dem Hamburger Aufstand und Bertolt Brecht und Nazim Hikmet beschäftigte. Der gesamte Abend war eine Motivation und für uns ein Beispiel dafür, wie man das Gedenken an unsere Geschichte mit einer praktischen Perspektive für die Zukunft verbinden kann.