Kahlschlag bei Bosch und anderen Autozulieferern droht

Innerhalb von rund 6 Wochen hat Bosch dreimal massiven Stellenabbau angekündigt.

Mitte Dezember verkündete Bosch, dass in Stuttgart-Feuerbach und dem nahe gelegenen Schwieberdingen 1500 Arbeitsplätze im Bereich der Verbrenner gestrichen werden. Selbstverständlich soll das „sozialverträglich“ geschehen. Was das bedeutet? Ältere Kolleg/innen werden bedrängt und mit Abfindungen gelockt. Jüngere Kolleg/innen werden ebenfalls bedrängt und mit Abfindungen dazu verleitet, sich woanders eine Stelle zu suchen. Ob das bei dem allgemeinen Trend in der Autoindustrie zum massiven Stellenabbau allerdings gelingt, ist mehr als fraglich. Es sind Entlassungen in Unsicherheit und Angst.

Mitte Januar kam dann die zweite Kahlschlag-Ankündigung: Im Konzern sollen 1200 Stellen wegfallen, davon 950 in Deutschland, dieses Mal in der Softwaresparte, die drastisch geschrumpft wird. Hier sind vor allem jüngere Kolleg/innen betroffen, die angesichts der Entwicklung in der Autoindustrie in eine düstere Zukunft blicken.

Eine Woche später kam am 22.1.24 der dritte Genickschlag für die Boschler/innen. Weitere 500 Arbeitsplätze sollen in Schwieberdingen und Reutlingen platt gemacht werden, dieses Mal im Bereich elektronische Steuerung von Fahrzeugen, einem Hightech-Sektor, der von Bosch immer als „zukunftsträchtig“ eingestuft wurde.

2800 der insgesamt 3200 Stellen liegen in der Region Stuttgart. Gerade für hochqualifizierte Kolleg/innen trüben sich damit die Zukunftsaussichten dramatisch ein. Bosch hat sich offensichtlich verspekuliert und nun müssen die Kolleg/innen die Zeche zahlen. Sie sind halt nur die Ware Arbeitskraft.

Ob mit diesen drei Ankündigungen das Ende der Fahnenstange erreicht wird, ist völlig offen. Wenn jetzt schon im Wochentakt Arbeitsplatzabbau angekündigt wird, wie soll es dann weitergehen? Und auch wenn das bei Bosch „sozialverträglich“ geschehen sollte, sind diese Arbeitsplätze für die Jugend für immer verloren. Die Jugendarbeitslosigkeit wird zwangsläufig steigen.

18.000 Stellen bei ZF

Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen kündigte Mitte Januar an, dass 12.000 Arbeitsplätze Stück für Stück vernichtet werden. Der Betriebsratsvorsitzende berichtete allerdings, dass im Aufsichtsrat bereits 18.000 Stellen im Gespräch seien – allerdings ohne dass er ernstzunehmende Kampfmaßnahmen einleitete. Die Begründung der Kapitalisten: „Die ‚Multikrise‘ aus Kriegen, Lieferengpässen, Transformation zur E-Mobilität“. Das ist deutlich! Die Kolleg/innen sollen für die Kriege und die damit verbundenen ökonomischen Schwierigkeiten zahlen. Und während die E-Mobilität für die Großkonzerne enorme Profite verspricht, werden dafür viele Arbeitsplätze wegfallen. Das ist natürlich nicht „Schuld“ der E-Mobilität, sondern liegt am kapitalistischen System, dass technischen Fortschritt nur auf dem Rücken der Kolleg/innen möglich macht.

Angst um Stellenabbau bei Daimler

Bei Daimler gilt zwar ein Beschäftigungssicherungsvertrag bis 2030, aber schon jetzt werden Arbeitsplätze über Nichtbesetzung frei werdender Stellen und Verrentung abgebaut. Ab 2030 rechnet der Betriebsratsvorsitzende mit massivem Stellenabbau und fordert eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung. Das klingt aber eher wie das Pfeifen im Wald von einem Co-Manager, der Angst vor der Wut der Kolleg/innen hat. Dann auch hier gab es keine Mobilisierung, sondern Apelle an den Vorstand, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Die Entwicklung zeigt, dass die Krise des kapitalistischen Systems drastisch zu Lasten der Kolleg/innen geht. Es geht in diesem Wirtschaftssystem auch nicht anders. Nur aus der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft kann das Kapital Profit ziehen. Wenn die Investitionen in moderne Technik immer höher steigen, dann muss die Ausbeutung verschärft werden. Das geht über Intensivierung der Arbeit, Entlassungen, Druck und Angst. In dieser Situation ist es nötig, dass alle Kolleg/innen mobilisiert werden und dass auch über die Grenzen einzelner Betriebe oder Konzerne hinaus gemeinsam gekämpft wird. Das Konzept des Co-Managements, der Appelle an die „Vernunft“ des Kapitals, des Kuschelns mit dem Kapital, bietet keine Zukunft. Konnte man in den „guten“ Zeiten des Kapitalismus noch ein wenig „Sicherheit“ für die Kernbelegschaften herausholen, allerdings auf Kosten der zahllosen Leiharbeiter und Fremdfirmen sowie von Outsourcing, so geht es in der Krise auch den Kernbelegschaften an den Kragen. Und die obigen Beispiele aus der Region Stuttgart sind ja nur die Spitze des Eisberges.

Gegen die massiven Abbaupläne hilft kein Jammern und Betteln, sondern nur konsequenter Kampf. Der muss in den Betrieben von den Kolleg/innen aktiv entwickelt werden. Vertrauensleutekörper und Betriebsräte müssen zum sofortigen Handeln aufgefordert werden. Verbindungen zu anderen Betrieben und Konzernen müssen hergestellt und gemeinsame Forderungen aufgestellt werden.

Hier wird die gewerkschaftliche Forderung nach deutlicher Verkürzung der Arbeitszeit im wichtiger! Angesichts der Zahlen ist die nach „30-Stundenwoche bei vollem Personal- und Entgeltausgleich“ fast schon zu bescheiden. Die Konzernvorstände schenken den Kolleginnen und Kollegen gar nichts, da hilft nur ein entschlossener, gemeinsamer Kampf.

30-Stundenwoche bei vollem Personal- und Entgeltausgleich!