Foto: Ein US-Tarnkappenbomber (Von Pexels, Phyllis Lilienthal)
Auch wenn derzeit ein fragiler Waffenstillstand herrscht, stellt sich die Frage nach den Hintergründen. Offiziell geht es darum, den Bau einer Atombombe durch den Iran zu verhindern. Daher akzeptieren viele Menschen diesen Angriff. Doch die Internationale Atomenergiebehörde sagt, dass der Iran keine Atombombe hat und sein nukleares Material weder qualitativ noch quantitativ zum Bau einer Atombombe geeignet ist. Währenddessen hat Israel schon lange eine Atombombe, ohne dass das irgendwie problematisiert wird. Angesichts der aggressiven israelischen Politik gegen Gaza, Libanon, Syrien und jetzt Iran, sollte das doch eher Anlass zur Sorge sein. Man muss also über die Propaganda hinaus genauer hinschauen, um zu verstehen, was hinter diesem Angriffskrieg der USA und Israels steckt.
Iran – strategischer Brennpunkt
Der Iran ist rohstoffreich. Erdöl, Erdgas und Kohle sind die wichtigsten Bodenschätze. 2014 wurden allein die unterirdischen Ölvorräte auf einen Wert von 11,5 Billionen Euro (!!!) geschätzt. Seither wurden weitere Vorkommen entdeckt. Dazu gibt es eine 2,5 km lange Lagerstätte für Zink, Blei und Silber.
Doch Iran liegt auch an einer strategisch wichtigen Stelle. Der persische Golf ist eine wichtige Route für Ölexporte aus mehreren arabischen Staaten. Zudem liegt der Iran nahe an der weltweit wichtigsten Schifffahrtroute von Asien zum Suez-Kanal.
Zudem hat der Iran Grenzen zur Türkei, Irak, Armenien, Turkmenistan, Afghanistan und Pakistan. Die Kontrolle des Iran bedeutet daher auch die Kontrolle einer ganzen Region.
Gut für den Profit
Krieg ist auch gut für das Geschäft. wallstreet-online (20.6.25) zitiert Natasha Kaneva, Leiterin der globalen Rohstoffanalyse bei JPMorgan: „Seit 1979 habe es in wichtigsten Ölförderländern acht bedeutende Regimewechsel gegeben. Dabei stiegen die Rohölpreise laut JPMorgan im Durchschnitt um bis zu 76 Prozent auf dem Höhepunkt der Krise – und stabilisierten sich langfristig auf einem Niveau, das etwa 30 Prozent über dem Vorkrisenniveau lag.“
Die Rohstoffpreise steigen also mit jedem Krieg. Und natürlich explodieren dabei auch die Profite der Rüstungskonzerne.
Es passt zu der ungeheuren Aufrüstung Deutschlands und dem Anspruch des deutschen Imperialismus wieder im Klub der Großmächte mitzumischen, wenn Bundeskanzler Merz meinte, Israel würde da die Drecksarbeit machen. Ja, er hat recht! Israel macht die Drecksarbeit für das Kapital. Er zeigt damit zugleich, wie verkommen diese Regierung ist und dass sie nichts vom Völkerrecht hält, obwohl sie das ständig demagogisch im Munde führt. Sie präsentieren sich „edel“ und lassen andere die Drecksarbeit machen.
Ein Blick in die Geschichte
Lange Zeit war der Iran unter dem Schah der wichtigste Stützpunkt Großbritanniens und der USA in der Region. Sie nutzten sowohl die hervorragende strategische Lage für die Beherrschung der Region, als auch den ungeheuren Rohstoffreichtum für ihren Profit.
Als 1952 Mohammed Mossadegh, Nationale Front, in freien Wahlen Premierminister wurde, begann dieser die Verstaatlichung der Ölindustrie. Er wollte einen fortschrittlichen, antiimperialistischen Iran. Das Volk stand hinter ihm. Doch die USA putschten ihn weg und setzten den geflohenen Schah Reza Pahlavi wieder ein. Dieser agierte seitdem als Stellvertreter der USA in der Region. Bis zu 41.000 militärische und 20.000 zivile US-Berater waren im Iran. Der Schah war ein brutaler Diktator, der viele Revolutionäre und Antiimperialisten foltern und ermorden ließ. Aber im Westen galt er als „fortschrittlicher Monarch“.
1978 erhob sich schließlich das Volk gegen den Schah. Insbesondere die iranische Arbeiterklasse stand in diesen Kämpfen an vorderster Front. Am 7.9.78 kam es zu einem Generalstreik. In dieser Situation beschlossen die USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland auf der Konferenz von Guadeloupe im Januar 1979 laut wikipedia „den Schah nicht mehr zu unterstützen und das Gespräch mit Chomeini zu suchen.“ Sie flogen ihn daher aus Paris nach Teheran. Das Ziel war, eine fortschrittliche Revolution zu verhindern. Das gelang auch. Die revolutionären Kräfte im Iran wurden vom Chomeini-Regime verhaftet, ermordet oder vertrieben. Ein reaktionäres Regime wurde errichtet. Aber die Rechnung der westlichen „Wertegemeinschaft“ ging nicht auf, denn Chomeini wie auch sein Nachfolger Chameini wandten sich gegen sie und suchten sich andere Partner wie Russland und China, die auch an der bedeutenden strategischen Lage des Iran interessiert waren. Der Verlust dieses wichtigen ökonomischen und militärischen Stützpunktes im Nahen Osten war für die USA schmerzlich. Daher haben sie nie aufgegeben, den Iran wieder zurückzuerobern und die Konkurrenten zu schwächen.
Das ist der Hintergrund des derzeitigen Krieges gegen den Iran, nicht die nicht vorhandene Atombombe. Und auch wenn es zu Verhandlungen kommt, bleibt das Ziel gleich: die Beherrschung des strategisch wichtigen Iran!
Gegen das Völkerrecht! Schluss mit der Aggression der USA und Israels!
Der jetzige Krieg gegen Iran ist gegen das Völkerrecht und Teil einer Neuordnung der Kräfteverhältnisse zwischen den imperialistischen Mächten USA, China, Russland zugunsten des US-Imperialismus.
In einer Erklärung von EMEP (Partei der Arbeit Türkei) heißt es:
„Es sollte nie vergessen werden, dass die Angriffe auf den Iran mit dem Brechen der iranischen Widerstandskräfte in der Region begannen und so weit führten, eine gemeinsame Aktion der USA und Israels sind. Mit anderen Worten, es handelt sich nicht um eine Reihe von Angriffen, die von Israel durchgeführt und von den USA unterstützt werden, sondern um Angriffe, Aktionen und Massaker, die direkt Teil des regionalen Plans des US-Imperialismus sind.
Es sollte auch nicht vergessen werden, dass die Regierungen in der Region, die Israel direkt unterstützen, sowie diejenigen, die nachgeben, indem sie den Kopf in den Sand stecken, an diesen Angriffen mitschuldig sind.“
Die Kommunistische Arbeiterpartei Frankreichs erklärte unter anderem:
„Netanjahu hat einmal mehr gezeigt, dass er sich nicht um das „Völkerrecht” und die Warnungen der internationalen Atombehörden schert, die jegliche Angriffe auf Atomkraftwerke verbieten.
Wir verurteilen die sofortige Unterstützung durch Macron, der sich bereit erklärt hat, Frankreich an der Seite Israels an dieser neuen Kriegsfront zu engagieren, die einen weiteren Schritt in den Spannungen und Rivalitäten zwischen den imperialistischen Ländern und Mächten darstellt, die sich die Kontrolle über die Region sichern wollen. Die Mobilisierungen für wirtschaftliche, politische und diplomatische Sanktionen gegen den völkermörderischen Staat Israel und das Verbot von Waffenlieferungen an den zionistischen Staat müssen mehr denn je intensiviert werden.“
In einer gemeinsamen Erklärung fordern u.a. die Arbeiterpartei Tunesiens, die demokratische Arbeiterpartei Marokkos, die Partei der Arbeit Irans (Toufan) und 11 weitere Parteien und Organisationen aus der Region:
„Wir rufen die Massen im Maghreb und in der gesamten arabischen Welt auf, den kritischen Charakter dieses historischen Moments zu erkennen, den die Region und die Welt gerade erleben. Wir fordern sie auf, sich mit Protest und Wut zu erheben, um die Aggression gegen Palästina, Iran, Libanon, Jemen und Syrien zu stoppen. Die Unterzeichner rufen auch die Menschen und die fortschrittlichen Kräfte der Region und der Welt auf, ihre Anstrengungen zu bündeln, um dieser schwierigen Situation entgegenzustehen.“
Auch in Deutschland müssen wir die Hintergründe dieses Krieges aufdecken und gegen den Krieg der USA und Israels sowie gegen die Komplizenschaft der Bundesregierung mobilisieren!
Freiheit können nur die Völker selber im Kampf gegen den Imperialismus und ihre eigenen reaktionären Regierungen erringen.
Keine deutsche Beteiligung an diesem Krieg!
Sofortiger Stopp aller Waffenlieferungen an Israel!