Verdi: Warnstreik im öffentlichen Dienst

Foto: Die Verdi-Jugend trug ein sehr gutes und treffendes Transparent

Am 22.3.23 gab es in vielen Städten Warnstreiks im öffentlichen Dienst. Die Empörung über das Mini-Angebot der Arbeitgeber ist groß. Deshalb gab es eine breite Mobilisierung. Wir berichten aus Stuttgart:

In ganz Stuttgart waren der öffentliche Nahverkehr, die Kitas, Müllabfuhr und Stadtreinigung, Verwaltung, Jugendhäuser und vieles mehr lahm gelegt. Die Streikbereitschaft war hoch.

Nach Angaben von Verdi kamen rund 7.000 zu einer eindrucksvollen Demonstration. Die Stimmung war eindeutig: Den Kolleg/innen ist es mit der Forderung nach 500 Euro mindestens und 10,5% mehr für 12 Monate ernst. SPD-Innenministerin Nancy Faser hat diese Forderungen als „nicht zielführend“ bezeichnet. Die Regierung braucht das Geld halt dringend für Aufrüstung und Krieg. Dementsprechend haben die öffentlichen Arbeitgeber fünf Prozent mehr auf 27 Monate angeboten. Weit unter der Inflation!

Ein Kollege der Stadtreinigung, der zum ersten Mal auf einer Bühne mit Mikrophon stand, sagte bei der Auftaktkundgebung laut und deutlich, dass gerade die Beschäftigten der unteren Lohngruppen mit ihren Gehältern nicht mehr durchkommen. „Wir können uns die teuren Mieten nicht mehr leisten und die steigenden Preise ebenso.“ Er ergänzte, dass man mit der geplanten Rente mit 70 dann bis zum Umfallen schuften müsse, vorher keine Wohnung bezahlen und sich danach aber auch keinen Platz auf dem Friedhof mehr leisten könne. Er bekam viel Beifall, denn alle Kolleg/innen wussten, das ist einer von uns, dem steht das Wasser genauso bis zum Hals wie uns.

Es waren auch nicht nur die altbekannten Gewerkschaftsaktivisten da, sondern viele Jugendliche, viele Kolleg/innen, die zum ersten Mal streikten und demonstrierten. Die Verdi-Jugend war sichtbar vertreten. Viele hatten gute Ideen, tolle selbstgemalte Plakate.

Große Empörung löste es aus, dass die Stadt Stuttgart ihren sieben Bürgermeistern gerade per Gemeinderatsbeschluss (CDU, SPD, Grüne), die neben dem Oberbürgermeister ein Amt leiten, einen monatlichen Zuschlag von 450 Euro gewährt hat, während für die Beschäftigten „kein Geld da ist“. Dabei beziehen diese Bürgermeister schon fünfstellige Spitzengehälter.

Landesbezirksleiter von Verdi Baden-Württemberg, Martin Gross meinte: „Ohne Streik lässt sich nichts verändern!” Da hat er recht! Dann muss er dafür eintreten, dass es nicht wie bei der Post läuft, wo den Kolleg/innen nach massiven Warnstreiks ein Tarifabschluss weit unter der Inflationsrate zur Urabstimmung vorgelegt wurde. Die Kolleg/innen müssen aufpassen, dass es nicht nur heiße Worte gibt, sondern auch reale und entschlossene Kämpfe! Die Stimmung war dementsprechend: Bereit zum Kampf!

Wir verteilten und verkauften „Arbeit Zukunft“. Das stieß auf reges Interesse, sodass wir bald nichts mehr hatten. Aber wir konnten ja im Kampf dabei sein.

Auf, auf zum Kampf!

Urabstimmung! Streik!