Leserbriefe zu Reparationen/Stalin

Liebe GenossInnen,

mit besonderem Interesse habe ich die Leserbriefe in der Zeitung und auf der Website »Arbeit Zukunft« bezüglich der Schulden des deutschen Imperialismus gegenüber Griechenland

http://www.arbeit-zukunft.de/index.php?itemid=2038

bzw. des Todes J. W. Stalins

http://www.arbeit-zukunft.de/index.php?itemid=1993

gelesen, da sie meiner Meinung nach von einem lebendigen, engagiert geführten Gedankenaustausch zeugen. In diesen Austausch möchte ich mit folgenden Zeilen kurz intervenieren.

Auf Seite 5 der Juli-Nummer der »AZ« wird ein Disput darüber geführt, ob die Rückzahlung von Reparationen an Griechenland für die im Zweiten Weltkrieg verursachten Schäden überhaupt sinnvoll sei. An dieser Stelle sei auf einen Brief des griechischen antifaschistischen Widerstandshelden Manolis Glezos an BRD-Finanzminister Schäuble

<http://www.welt.de/politik/ausland/article118036601/Sie-haben-kein-Recht-als-Herrscher-zu-kommen.html>

verwiesen.

Die Griechen selbst dürften den Sinn deutscher Reparationszahlungen wohl am besten beurteilen können.

In seinem Brief fordert Glezos, der Mann, der einst die Hakenkreuzfahne auf der Akropolis herunterriss: »Herr Schäuble, bringen Sie das Gestohlene zurück!«. Er schreibt: »Im vergangenen April zwangen Sie mich dazu, Sie als ’unhistorischֹ‘ zu bezeichnen, da Sie unsere Forderungen unberechtigt genannt hatten. Wiederholung ist die Mutter des Lernens. Lassen Sie mich also wiederholen, dass wir berechtigt sind und weiter verlangen werden: Die Rückzahlung des erzwungenen Kriegskredits, Entschädigungen für zerstörte Infrastruktur und die Rückgabe gestohlener archäologischer Schätze. Ich werde die Summen nicht wiederholen, weil Sie sie sehr genau kennen« (»Die Welt« schreibt dazu: »Die Summen, die in Griechenland genannt werden, variieren zwischen 54 und 162 Milliarden Euro – ohne die Zinsen seit dem Zweiten Weltkrieg«). Glezos betont: »Und erneut möchte ich Ihnen sagen: Wir betteln nicht. Wir verlangen. Wir suchen nicht Rache, sondern Gerechtigkeit«. Ich denke, dies spricht für sich.

Was die im Internet veröffentlichte ebenso interessante Debatte über die Umstände von Stalins Tod anbetrifft, so sind noch heute nicht alle Fakten geklärt. In einem minutiös recherchierten Artikel über Stalins letzte Stunden, der am 5. März in der »Welt« erschien, wird unter anderem erwähnt: »Beria brüstet sich vor Molotow und Kaganowitsch: ’Ich habe ihn erledigt! Ich habe euch allen das Leben gerettet!‘ Für diese Version sprechen zwei Indizien: Beria hatte in seiner langen Karriere als Geheimdienst-Chef wiederholt seine Vertrautheit mit Giften bewiesen. Und der Hinweis auf Magenblutungen, die im ersten Entwurf des ärztlichen Dossiers noch enthalten war, wurde in der offiziellen Fassung getilgt«. Ebenfalls auffällig ist, dass Beria auf den Vorwurf von Stalins Sohn Wassili »Ihr Schweine habt meinen Vater getötet« entgegnete: »Es ist besser für ihn, wenn er stirbt«. Beria nennt der Artikel einen »höhnenden Diadochen«. In seinem empfehlenswerten Buch »Stalin – anders betrachtet«

<http://data8.blog.de/media/594/6675594_dbfa250868_d.pdf>

zitiert Ludo Martens, Gründer und langjähriger Vorsitzender der Partei der Arbeit Belgiens, Chruschtschow mit den Worten: »Berija hatte die Gewohnheit angenommen, immer offener seinen Mangel an Respekt gegenüber Stalin im Verlauf der letzten Jahre seines Lebens auszudrücken«, »Stalin fürchtete nun, ein Opfer seiner Wahl für Berija zu werden«, »Stalin schien manchmal Angst vor Berija zu haben. Er wäre sehr glücklich gewesen, sich seiner entledigen zu können, aber er wusste nicht, wie er es anstellen sollte«.

Martens verweist zudem auf folgenden Umstand: »Einige Monate vor dem Tod Stalins wurde das gesamte Sicherheitssystem, das seinem Schutz diente, zerschlagen«. Er zitiert den Historiker Derjabin, der von einem »Prozess der Beraubung Stalins von jeder persönlichen Sicherheit« spricht, der »eine vorbereitete und sehr gut durchgeführte Operation« gewesen sei. Einiges deutet also darauf hin, dass Stalin in der Tat »ein unfreiwilliges Ende« fand.

Ich bin gespannt, wie sich die Diskussionen entwickeln werden.

Mit solidarischen Grüßen

CR