Ausbildungsplätze fehlen, unsichere Arbeitsverhältnisse für Jugendliche nehmen zu

Es gibt sie noch, die halbwegs guten und sicheren Ausbildungsplätze für junge Erwachsene, doch es werden immer weniger. Gleiches gilt auch für Arbeitsplätze. Etwa zwei Millionen Menschen zwischen 20- 34 Jahren haben keine Berufsausbildung und sind von Erwerbslosigkeit betroffen.

In Nordrhein- Westfalen haben mehr als 20.000 Bewerber keine Lehrstelle. Im Gegenzug dazu blieben nur 7400 Lehrstellen unbesetzt. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage wird nicht nur in NRW größer, sondern auch im bundesweiten Vergleich.
Auszubildende müssen zum Teil mehr als 50 Bewerbungen schreiben und bleiben trotzdem erfolglos. Die GEW appelliert an die Politik und fordert eine Ausbildungsgarantie für junge Erwachsene. Fachkräfte wachsen nicht am Baum, es muss jungen Menschen ermöglicht werden, einen Beruf zu erlernen. Die Betriebe müssen mehr Ausbildungsplätze mit Perspektiven schaffen. Auch eine Übernahme nach der Ausbildung ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Über 50 Prozent der Auszubildenden wissen kurz vor Ende der Ausbildung noch nicht, ob sie übernommen werden und blicken ins Ungewisse.

Überstunden machen auch keinen Halt bei den Auszubildenden

Ein Drittel der Azubis leisten regelmäßig Überstunden. Pro Woche sind es im Durchschnitt 4,3 Stunden. Nach dem Gesetz sind Überstunden von Azubis besonders zu vergüten oder durch Freizeit auszugleichen. Doch hier gibt es Unterschiede zwischen gesetzlicher Reglung und Ausbildungspraxis. 13,4 derer, die Überstunden leisten, erhalten dafür keinerlei Gegenleistung.

Junge Frauen lernen häufiger in den Berufen mit einer niedrigen Ausbildungsvergütung

Junge Frauen lernen häufiger in Berufen mit niedrigeren Ausbildungsvergütungen und schlechteren Ausbildungsbedingungen als junge Männer. Nach wie vor sind die technischen und handwerklichen Ausbildungsberufe männlich und der Dienstleistungssektor noch immer stärker weiblich geprägt. Die Unterschiede spiegeln sich nicht nur in der Ausbildungsvergütung wieder. Auszubildende in weiblich dominierten Ausbildungsberufen erhalten im dritten Ausbildungsjahr im Monat durchschnittlich 115 Euro weniger als Auszubildende in den männlich dominierten Ausbildungsberufen.

568 Euro, für ein eigenständiges Leben?

In ihrem Koalitionsvertrag erwähnen die CDU und SPD eine Mindestausbildungsvergütung, die Auszubildenden ein „eigenständiges Leben und gesellschaftliche Teilnahme ermöglicht“. Die durchschnittliche Ausbildungsvergütung liegt bei 717 Euro über alle Ausbildungsjahre, Berufe und das Geschlecht hinweg. Hierbei gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Auszubildende in der Branche des Friseurhandwerks verdienen im dritten Ausbildungsjahr im Durchschnitt 568 Euro, einige hundert Euro weniger als angehende Bankkaufleute, die im dritten Lehrjahr durchschnittlich 1070 Euro verdienen. Mit einer Ausbildungsvergütung von 568 Euro im dritten Ausbildungsjahr wird es wohl schwierig mit dem eigenständigen Leben.

Hauptsache die Statistiken glänzen

In NRW haben über 7000 Bewerber keine Alternative zur Ausbildung. Darunter sind mehr als 80 Prozent unter 25 Jahren, und 30 Prozent der Jugendlichen haben einen Migrationshintergrund. Die Jugendlichen ohne Alternative werden dann in sogenannte Berufsvorbereitende Maßnahmen geschickt. Somit tauchen die Jugendlichen dann nicht mehr in den Arbeitslosenzahlen auf. Eine Perspektive wird ihnen in den seltensten Fällen ermöglicht.

Die oben skizzierte Situation der Auszubildenden in Deutschland zeigt klar und deutlich, dass sich etwas ändern muss. Fachkräfte wachsen nicht an den Bäumen, ist hier das Sprichwort. Es muss wieder mehr in die Ausbildungen, aber auch in die Berufskollegs investiert werden. Ebenfalls muss es eine flächendeckende Mindestausbildungsvergütung geben, die sich weitgehend am Mindestlohn orientieren muss.