Dreifacher Schlag gegen Bosch-Kolleginnen und Kollegen!

Weit mehr als 2500 Arbeitsplätze auf Boschs Streichliste!

Dramatischer geht´s für die Kolleginnen und Kollegen beim größten Automobilzulieferer Bosch in diesen Tagen kaum: Am 22. Oktober hieß es, „ein heißer Herbst“ stehe bevor. Auf den brechend vollen Betriebsversammlungen im Stammwerk Stuttgart Feuerbach und im nahen Schwieberdingen wurde bekannt: Vor allem in der Antriebssparte stehen 1600 Arbeitsplätze auf der Streichliste.

Jeweils gehe es um ca. 800 Jobs in den Jahren 2020 und 2021. Hintergrund sei laut Geschäftsführung das einbrechende Diesel-Geschäft und die allgemein zurückgehende Konjunktur. Auffällig und alarmierend: Betroffen sind vor allem Verwaltung, Vertrieb, Forschung und Entwicklung, vor allem also Angestellte, zum Teil hochqualifizierte Fachleute. Das zeigt einmal mehr: Nicht nur die „klassischen“ Arbeiter/innen der Produktion und Angestellten der unteren Ebenen müssen bluten, nein alle Lohnabhängigen geraten in den Strudel der kapitalistischen Restrukturierung und Profitoptimierung! Der Feuerbacher Betriebsratsvorsitzende Frank Sell beklagte in der Stuttgarter Zeitung eine noch nie dagewesene Dimension des Abbaus. Bereits am Donnerstag 24. Oktober sollte es Verhandlungen mit den Betriebsräten und der IG Metall geben. Ergebnisse sind bisher nicht bekannt!

1000 weitere Jobs in Schwäbisch Gmünd in Gefahr!

Diese Meldungen waren noch gar nicht „verdaut“, da ging es schon weiter. Zwei Tage später ließ Bosch im Standort Schwäbisch Gmünd die Katze aus dem Sack. Hier sollen 1000 Beschäftigte der z.Z. noch rund 5000 Mitarbeiter/innen in der Bosch-Lenksystem-Sparte gehen. Die Kolleginnen und Kollegen sind geschockt, waren doch gerade erst 760 Beschäftigte „abgebaut“ worden, „sozialverträglich“, wie es schönfärberisch heißt, also per Abfindungsvertrag. Alle Arbeitenden wissen heute: Für sehr viele heißt das trotzdem schlicht Erwerbslosigkeit, Hartz IV droht nach einem Jahr.

Bosch droht Belegschaft, IG Metall und Betriebsrat!

Die 760 bereits abgebauten Jobs gehörten zu einem „Zukunftssicherungspakt“ von 2017, der betriebsbedingte Kündigungen bis 2022 ausschließt und angeblich Investitionen von 100 Mio. Euro für den Standort Gmünd in Aussicht stellte. Jetzt klingt es ganz anders. Massiver Zeitdruck! Bis Ende 2019 will Bosch IG Metall und Betriebsrat in Gmünd zu neuen „konkreten Maßnahmen“ zwingen. Eine Bosch-Sprecherin laut Stuttgarter Zeitung: Sonst müsste Bosch „darüber nachdenken, den Beschäftigungspakt aufzukündigen“. Eine kaum verhüllte Drohung mit Kündigungen, denn die wären dann wieder möglich. Natürlich passt das alles schlecht zu dem mühsam gepflegten Image, Bosch sei so sozial und gegenüber den Beschäftigten doch so kooperativ! Das erfordert eine entschlossene und kämpferische Antwort der Belegschaft!

Bosch Bremen vor dem Aus!

Aber auch das ist noch nicht alles. Nebenher wurde bekannt, dass das Lenksysteme-Werk Bremen geschlossen und die Produktion nach Ungarn (Eger) verlagert werden soll. 240 der ca. 270 Kolleg/innen dürfen gehen! Auch das wurde diesen vor Kurzem mitgeteilt. Lediglich die 30köpfige Entwicklungsabteilung soll erhalten bleiben.

Die Bosch Geschäftsführung versäumt es auch nicht, darauf hinzuweisen, dass überall im Konzern der Druck groß ist. Ausdrücklich wird auf die Standorte Bamberg und Bad Homburg(Saar) verwiesen, wo Verhandlungen über die Zukunft der Standorte laufen, ohne dass dort (bis jetzt) Jobabbau eine Thema wäre. Das kann sich freilich schnell ändern. Real heißt es auch dort: Druck, Erpressung von Zugeständnissen, Flexibilisierung und Verlängerung der Arbeitszeit, Lohnverzicht, mindestens das „übliche Programm“!

Wie weiter?

Bis jetzt sind nur reaktive Stellungnahmen der IG Metall bekannt. Bezirksleiter Roman Zitzelsberger (Baden-Württemberg) ließ verlauten: Gerade die Belegschaften in Feuerbach, Schwieberdingen, speziell in Schwäbisch Gmünd, seien „Mannschaften, die seit Jahren in permanenten Veränderungen arbeiten. Sie haben mehrmals gegenüber der Geschäftsleitung, gegenüber dem Unternehmen deutlich gemacht, dass sie bereit sind, in schwierigen Phasen mitzuhelfen, sich zu verändern und weiterzubilden. Es gibt überhaupt keinen Grund für Bosch zu sagen: ‚Wir wollen uns von den Menschen trennen‘, sondern wir erwarten von Bosch, dass es ein gescheiteres Zukunftskonzept gibt. Die Mannschaft ist dabei!“ Nach allem, was in den letzten Monaten geschah – speziell im direkt benachbarten Zulieferer Mahle (siehe unsere Berichte!), aber auch zahllosen anderen Unternehmen – ist das nicht einmal mehr Pfeifen im Wald. Es ist Ratlosigkeit und Betteln um faire Behandlung, die im System des Kapitalismus nicht vorgesehen ist. Was sollen das für „gescheitere Zukunftskonzepte“ sein? Betriebsratsschaf Sell spricht zu Recht die Qualifizierung für neue Jobs an – aber angesichts des immer massenhafteren Arbeitsplatzabbaus kann auch das nicht viel weiterhelfen, bzw. nur relativ wenigen! Immerhin kündigt der Gmünder IG-Metall-Chef Roland Hamm an: Wir werden das nicht hinnehmen!

Für die Kolleg/innen bei Bosch wird kein Weg am offenen Kampf vorbeiführen. Was die Stunde geschlagen hat, wird auch an der bemerkenswerten Tatsache deutlich, dass in den Bosch-Unternehmen schon jetzt über Arbeitszeitverkürzung diskutiert wird. Freilich so, dass diese auch nicht allzu viel bringen würde. Konkret wurde offensichtlich ausgerechnet, dass das Zurückfahren vieler Angestellter von ihren 40- bzw. 38-Stunden Verträgen (gemäß Pforzheimer Abkommen) auf 35 Stunden (selbstverständlich bei entsprechendem Entgelt-Verlust) „rechnerisch der Kapazität von 500 Arbeitsplätzen entsprechen und den Abbau abfedern“ würde (Stuttgarter Zeitung, 23.10.2019). 500 Jobs sind kein Pappenstiel, aber angesichts des geplanten Abbaus von derzeit (!!) zusammen rund 2900 Stellen wenig.

Deshalb bleibt es für uns dabei: Wenigstens muss überall die Frage der Arbeitszeitverkürzung für alle (nicht nur für Bosch) auf eine 30-Stundenwoche auf den Tisch, bei vollem Personal- und Entgeltausgleich! Das muss entschieden zum Thema in den Gewerkschaften, unter den Mitgliedern werden. Es fällt auf, dass die IG Metall und die beteiligten Betriebsräte auch in dieser kritischen Situation diese Forderung meiden. Auch hat die IG Metall – soweit wir es recherchieren konnten – bis jetzt noch keinen offiziellen Aufruf zu Kampf und Widerstand herausgegeben. Das muss aber geschehen! Bei Bosch wie auch anderswo: Sozialpartnerschaft hat keine Zukunft. WMF (eigene Berichte in dieser Nummer!) macht´s im Kleinen vor. Die Kolleginnen und Kollegen müssen den Kampf um Arbeitsplätze und um ihre Zukunft in die eigenen Hände nehmen.

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