Berichte vom Ostermarsch 2021

aus Magdeburg, Hamburg, Bonn, München, Magdeburg, Frankfurt

Aktualisiert am 6.4.21

München

Die Stadt München hatte den Ostermarsch am 03. April nicht wie geplant vom Stachus zum Marienplatz durch die Fußgängerzone genehmigt, sondern außerhalb der Innenstadt vom Geschwister-Scholl-Platz (Universität) zum Königsplatz. Die Innenstadt hat die Stadtverwaltung den Corona-Leugnern für ihre rechte Propaganda überlassen. Entsprechend gering war die Außenwirkung des Ostermarsches, der sich weitgehend vorbei an öffentlichen Gebäuden und in fast menschenleeren Straßenzügen bewegte.

Trotzdem waren zu den Kundgebungen am Anfang und Ende und dem Marsch selbst etwa 300 Menschen oder auch etwas mehr gekommen. Recht beeindruckend war die Rede von Claus Schreer, der seit 60 Jahren zusmmen mit anderen den Ostermarsch in München organisiert. Die Rede ist nachzulesen unter https://www.gegen-krieg-und-rassismus.de/aktuelles-2/claus-schreer-ostermarsch-2021/

S.N.

Bonn

Ab 13 Uhr sammelten sich am Samstag, dem 3.4.21 mehr als 1.000 Menschen auf dem Beueler Rheinufer bei der Kennedybrücke, wo um 13:30 Uhr eine Auftaktkundgebung begann. Weil drei kurdische Fahnen mit Öcalan dabei waren, wurde der Demozug von der Polizei aufgehalten. Erst nach einiger Zeit bewegte sich die Demo über die Kennedy-Brücke, den Bertha-von-Suttner-Platz bis zum Münsterplatz. Neben Ansprachen sangen wir gemeinsam ein Antikriegslied. Ein Genosse verteilte Zeitungen und Flugblätter.

Hamburg


Kundgebung am Jungfernstieg; eigenes Foto

Zum Ostermarsch 2021 fand sich unter dem Schirm des Hamburger Forums für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung ein breites Bündnis zusammen. Das Motto war in diesem Jahr „Verantwortung übernehmen! Für den Frieden kämpfen!“ – eine vielleicht mehr oder weniger eindeutige Anspielung auf das Mantra der Bundesregierung, Deutschland müsse „mehr Verantwortung“ übernehmen und sich international mehr in Kriegsgeschehen einmischen. „Wer Frieden will, muss die Beteiligung an Kriegen beenden, Atomwaffen ächten, Rüstungsexporte verbieten, Entspannungspolitik gegenüber Russland und China betreiben“. Unter diesen Forderungen fanden insgesamt drei Kundgebungen in der Hamburger Innenstadt statt. Die größte war am Jungfernstieg und konnte trotz Pandemie mit ca. 400 Teilnehmern eine starke Aktion für den Frieden auf die Beine stellen. Ähnlich wie bei den jährlichen Demonstrationen war das Bild von Gewerkschaften, Parteien und verschiedensten Organisationen geprägt.


Jugendaktion am Gänsemarkt; eigenes Foto

Ein etwas neues Format fand dieses Jahr am Gänsemarkt statt. Hier wurde von verschiedenen Jugendorganisationen zu einer expliziten „Jugendkundgebung“ aufgerufen, was nicht zuletzt auch eine Antwort auf die allgemeine Notwendigkeit der Beteiligung von jungen Leuten an der Friedensbewegung darstellen sollte. Ca. 100 Menschen, zu allermeist Jugendliche, sammelten sich und hörten Redebeiträge unter anderem von der DIDF-Jugend, dem Internationalen Jugendverein, dem Bündnis Bildung ohne Bundeswehr und der SDAJ. Thema waren die internationalen imperialistischen Bestrebungen, aber vor allem auch die besondere Betroffenheit der Jugend vom Krieg sowie die Rolle der Bundeswehr an Bildungsinstitutionen und ihre Werbung in Richtung junger Menschen. Die Stimmung war trotz wechselhaftem Wetter (zwischen Hagel, Schneesturm und Sonnenschein) gut und die Aktion kann als ein erster Schritt in Richtung einer organisierten Beteiligung der Jugend am Kampf für den Frieden bewertet werden.

Magdeburg

Etwa 90 Friedenskämpfer und ca. 20 Friedensradfahrer kamen zum 331. Friedensweg, als „Kleiner Ostermarsch“ am Ostermontag, dem 05.April um 8 Uhr zur Gedächtnis-Fahrradfahrt ab Magdeburg-Neustädter Bhf. und um 11 Uhr zur Kundgebung Domplatz Magdeburg. Auch wenn das Wetter verregnet war, war die Stimmung gut.

Mehrere Redner verurteilten die kriegerische NATO-Politik und insbesondere der Bundesrepublik die weiterhin das Atomprogramm, die Aufrüstung und Waffenexporte unterstützt. Das für diesen Tag geplante Programm des Ostermarsches wird auf den 5. September 2021 in Form eines Friedensfestes an gleicher Stelle verlegt.

Frankfurt

Nachdem der Ostermarsch im Vorjahr bedingt durch die Corona-Pandemie nur im Netz stattfand, wurde in diesem Jahr wieder traditionell auf mehreren Routen marschiert. Laut dem veranstaltenden Bündnis haben sich mehrere Tausend Menschen beteiligt; dem Augenschein auf der Schlusskundgebung nach – die Schätzung Frankfurter Rundschau beläuft sich auf etwa 300 – ist das jedoch eine sehr optimistische Schätzung.

Wegen der Pandemie konnte ein angekündigter Redner aus Frankreich nicht einreisen, der betagte Theologe Drewermann blieb lieber im heimischen Paderborn und ließ seine Rede vom Tonband abspielen.

Drewermann erinnerte an die Zeit nach 1989, als nach seiner Sicht die historische Chance bestand, Europa zu entmilitarisieren. Damit spielt Drewermann auf Gorbatschows Initiative an, Europa vom Atlantik bis zum Ural zu entmilitarisieren.

Das spiegelt die Hoffnung vieler christlicher oder bürgerlicher Pazifisten wider, die den Frieden von ihren Regierungen geschenkt bekommen möchten. Gleichwohl eine Entmilitarisierung Deutschlands im Zuge der Vereinigung beider deutschen Staaten möglich gewesen wäre, wenn diese von einer demokratischen Bewegung in beiden deutschen Staaten gegen den Willen des westdeutschen Imperialismus durchgesetzt worden wäre.

Wo Drewermann den Hauptfeind des Friedens sieht, wurde mit seinem Appell an die Bundesregierung deutlich: „Es ist deshalb wichtig hier in Frankfurt zu sagen, dass wir nicht länger der 51. Mitgliedsstaat der Vereinigten Staaten von Amerika sind, gleich hinter Hawaii.“

Gleich hinter Hawaii findet sich eher Südkorea, das sich seinerseits seit langem in der Rolle des besagten 51. Staates gefällt. Zudem passt eine solche Äußerung auch bestens in eine Rede für eine unabhängige Rolle des deutschen Imperialismus.

Drewermann forderte weiterhin den Austritt Deutschlands aus der NATO und ist damit einer der wenigen, die diese Forderung so klar und deutlich in Frankfurt formuliert hat.

Konkret handelte hingegen das Bündnis „Rheinmetall entwaffnen“, das sich selbst der radikalen Linken zurechnet. Deren Rednerin verdeutlichte den Zusammenhang von Kriegen und Profiten am Beispiel des Rüstungsunternehmens Rheinmetall. Das Worten bisweilen Taten folgen, bewies das Bündnis vor Beginn des Marsches in Frankfurt-Rödelheim, als es im benachbarten Eschborn vor dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gegen Waffenexporte demonstriert. Es war eine Rückkehr, denn am 4. Februar des Vorjahres hatte das Bündnis ebendieses Amt für einen Tag lang besetzt und laut eigenen Angaben den Export deutscher Waffen an diesem Tag erfolgreich unterbunden.

Die Rednerin wies eingangs ihrer Rede auch darauf hin, dass es für sie keine Zusammenarbeit mit dem rechten Rand der Friedensbewegung geben könne und bezog sich damit auf Ken Jebsen und Verschwörungstheoretiker.

Es wurde in anderen Redebeträgen auch daran erinnert, dass die Bundesrepublik Deutschland einer der Staaten ist, der nicht dem UN-Atomwaffenverbot beigetreten ist – was laut dem veranstaltenden Bündnis neben dem Abzug der US-amerikanischen Atombomben vom Büchel längst überfällig sei.