Buchbesprechung: Alle drei Tage

Laura Backes, Margherita Bettoni: Alle drei Tage. Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen

Ich werde dich umbringen, wenn du nicht nach meinen Regeln lebst,“ sagte Youssef Bennani immer wieder zu seiner Frau „dafür lande ich fünf Jahre im Gefängnis, dann bin ich wieder raus.“ Rania Idrissi überlebte den brutalen Mordanschlag knapp und lebt noch heute unter neuem Namen und neuer Adresse in Angst vor ihrem Mann und seiner Familie. Der Täter war mit dem Mordwerkzeug in ihre Wohnung gekommen und hatte sofort zugestochen. Das Gericht sah aber keinen Mordversuch, sondern verurteilte ihn wegen gefährlicher Körperverletzung lediglich zu 4 Jahren und 6 Monaten Haft. Die Autorinnen beklagen, dass in Deutschland Femizide, Morde aus Frauenhass, der sich meistens gegen die eigene Frau oder Ex-Frau richtet, in der Presse und vor Gericht verharmlost werden als „Familientragödie“ oder „Beziehungsdramen.“ Die Autorinnen beklagen eine hohe Zahl von Gewalt gegen Frauen in Deutschland und weltweit. In Deutschland ermordet jeden dritten Tag ein Mann seine Ex-Partnerin, sogar jeden Tag geschieht ein Mordversuch. Die Autorinnen haben zu dem Thema sorgfältig recherchiert. Ihre Meinung ist, dass die patriarchale Gesellschaft Gewalt gegen Frauen hervorbringt. Männer, die gewalttätig gegen ihre Frauen sind, betrachten diese als ihr Eigentum. Sie kontrollieren sie ständig und verbieten ihnen Kontakte nach außen. Wenn die Frauen sich das nicht mehr gefallen lassen und sich trennen wollen, wird es für sie lebensgefährlich. Die Autorinnen fordern eine bessere Gesetzgebung und Maßnahmen zum Schutz von Frauen. Sie stellen klar, dass Femizide sich durch „alle Altersgruppen, alle Bildungs- und Gesellschaftsschichten, alle Beziehungsarten, alle Kulturen“ ziehen. Sie beschreiben zur Warnung die Charaktermerkmale von möglichen Tätern. Besonders schwer zu ertragen sind die Berichte über Morde an Frauen und über Frauen, die schwer verletzt für immer gezeichnet überlebt haben. Zum Schutz der Opfer wurden ihre Namen verändert. Das Buch bietet sowohl eine Warnung für betroffenen Frauen wie eine Handhabe für die, die beruflich mit ihnen zu tun haben.

Einzige Kritik: In einem Fall geht das Gendern wirklich zu weit: „Es ist nicht die Straflosigkeit der Femizide von Juáres, die fassungslos macht, sondern auch die Art und Weise, wie Ermittler:innen über die Opfer sprachen“. In dem Fall kann man doch wohl sicher sein dass es sich ausschließlich um männliche Ermittler handelt.

Laura Backes, Margherita Bettoni: Alle drei Tage, DVA, Hardcover, 208 Seiten, ISBN 978-3-421-04874-5, 20 Euro