Buchbesprechung: Huschke Mau, Entmenschlicht

Die Autorin wendet sich direkt an die Leserin. Sie nimmt sie mit in ihre unerträgliche Kindheit: Sie, ihre Geschwister und ihre Mutter werden von dem sadistischen (Stief-) Vater geschlagen, gedemütigt und erniedrigt. Es kommt auch zu sexuellen Übergriffen, sogar zu Folter (Water-Bording). Der Stiefvater schafft es, dass das kleine Mädchen sich selbst schuldig und wertlos fühlt. Schon mit 17 flieht sie aus dem furchtbaren Elternhaus. Mit viel Energie und ohne Unterstützung schafft sie das Abitur und beginnt zu studieren. In größter finanzieller Not weiß sie keinen anderen Ausweg als die Prostitution. Nach 10 Jahren voller Rückschläge schafft sie den Ausstieg und beendet ihr Studium.

Huschke Mau, ein Pseudonym, berichtet in einem Interview, dass sie das Aufschreiben dieser Erinnerungen gequält und viel Überwindung gekostet hat. Aber es war ihr wichtig, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, um die brutale Realität in der Prostitution in Deutschland anzuprangern.

Die Situation in Deutschland, wo Prostitution „liberalisiert“ wurde und scheinheilig als„Job wie jeder andere“ bezeichnet wird, prangert sie an. Dies begünstigt Menschenhandel und Ausbeutung der Prostituierten, während die Zuhälter und Freier alle Macht über die Frauen haben. Schließlich haben sie sie ja gekauft. Mau setzt sich dagegen für das Nordische Modell ein, das zuerst in Schweden eingeführt und inzwischen von Norwegen, Island, Kanada, Nordirland, Frankreich, Irland und Israel übernommen wurde. Es schützt die Frauen durch ein Bündel von Grundsätzen und Maßnahmen:

Die grundlegende Annahme, das Prostitution sexuelle Gewalt gegen Frauen ist.

Die völlige Entkriminalisierung von Menschen, die gezwungen sind, sich zu prostituieren.

Konkrete Ausstiegsangebote, Beratungs- und Hilfsangebote für Frauen in der Prostitution.

Prävention, Bildungsprogramme und Aufklärung über Prostitution und sexuelle Ausbeutung, gekoppelt an eine antisexistische Erziehung – zum Teil schon in der Schule.

Bestrafung derer, die Prostituierte sexuell und finanziell ausbeuten.

Besonders schlimm sind die Berichte von Morden an Prostituierten und die Prahlereien von Freiern, was sie alles mit den oft minderjährigen, wehrlosen Opfern gemacht haben.

Aber das sollten wir aushalten, wir müssen es nur lesen, die Frauen mussten es erleiden.

Gerade zum 8. März, dem Kampftag der Frauen, ist der Kampf gegen Prostitution und den damit verbundenen Sexismus sowie Gewalt gegen Frauen ein wichtiger Bestandteil der Bewegung für die Befreiung der Frau.

Und es muss sich etwas ändern in Deutschland!

ISBN 9783841907943

432 Seiten, 19,95 €

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