9 Euro-Ticket – heiße Luft

Am 1. Juni gibt es das 9 Euro Ticket für 3 Monate. Es soll den Haushalt der Bürger und die Umwelt angeblich entlasten. Nach drei Monaten geht es dann im alten Trott weiter!

Mit der Einführung zeigt sich, wie kaputt gespart der öffentliche Personenverkehr in Deutschland ist. Überfüllte, marode Züge, Verspätungen, verpasste Anschlüsse – das ist Alltag und wird nun angesichts des Ansturms noch deutlicher.

Verschwiegen wird in der Diskussion um das 9-Euro-Ticket, dass es kostenlose öffentliche Verkehrsmittel seit dem 1.3.2020! bereits dauerhaft gibt. Und wo:

IN LUXEMBURG!

Weiterhin wird verschwiegen, dass in Tallinn, der Hauptstadt von Estland, Bus- und Bahnfahren seit fünf Jahren frei ist. Tallinn ist die erste Hauptstadt Europas, die bereits 2013 einen kostenlosen Nahverkehr eingeführt hat. Allerdings profitieren nur die Bewohner der Stadt davon, Touristen müssen zur Zeit noch zahlen. Kosten: 16 Millionen Euro jährlich.

Erfahrungen mit kostenlosem Nahverkehr gibt es auch in der BRD: In Brandenburg ließ die Gemeinde Templin seine rund 16.000 Einwohner 1998 die Busse probeweise umsonst nutzen – in den folgenden Jahren stieg das Passagieraufkommen um fast das Zehnfache, das war zu viel für die Stadt. 2013 wurde das Projekt eingestellt. In Deutschland gibt es nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) aktuell keinen kostenlosen Nahverkehr mehr.

Etwa 50.000 Menschen kommen jedes Jahr nur deshalb ins Gefängnis, weil sie eine Geldstrafe nicht bezahlen können. Dabei geht es in fast jedem vierten Fall um das „Erschleichen von Leistungen“, also in der Regel das sogenannte Schwarzfahren im öffentlichen Nahverkehr. Unter den Bundesländern fallen vor allem die ostdeutschen Länder mit relativ hohen Quoten von Geldstrafen-Schuldnern in Gefängnissen auf. Wie etwa Brandenburg: dort sind regelmäßig um die zehn Prozent aller Gefängniszellen mit Menschen belegt, die laut ihrem Urteil eigentlich nur zu einer Geldstrafe verurteilt waren.

Die Kosten für die Inhaftierung von Zahlungsunfähigen belaufen sich laut Bundesregierung auf durchschnittlich 157,72 Euro pro Hafttag. Das bedeutet, das deutschlandweit etwa 450.000 Euro pro Tag ausgegeben werden, um solche Verurteilte zu inhaftieren, vielfach wegen bloßen S-Bahn-Fahrens ohne Ticket. Die unnötigste Straftat seit der Nazizeit – 1935 ist das Fahren ohne Ticket im öffentlichen Nahverkehr nach § 21 StVG strafbar und kann im Wiederholungsfall zu einer Gefängnisstrafe führen.

Niemand darf wegen fehlender Tickets in Haft landen! Deswegen sollte auch eine kostenlose Nutzung des ÖPNV ermöglicht werden!