Bauernkriegskämpfer Nonnenmacher und Rohrbach
Das „Aktionsbündnis für ein würdiges Gedenken an Melchior Nonnenmacher und Jäcklein Rohrbach“ lud am Samstag, 10. Mai 2025, nachmittags zur Gedenkversammlung auf dem Maichinger Schlüsseläckerplatz. Es ging ihm um ein würdiges Gedenken an Melchior Nonnenmacher und Jäcklein Rohrbach“. Fast auf den Tag vor 500 Jahren, am 12. Mai 1525, wurde bei Maichingen Nonnenmacher durch Georg Truchseß von Waldburg brutal hingerichtet. Reden der Bündnisteilnehmer Niels Clasen und Günter Randecker riefen die Ereignisse wach.
Truchsess Georg, auch „Bauernjörg“ genannt, Feldherr der gegen die Bauern losgeschickten Söldnerarmee des schwäbischen Bundes der Feudaladligen, hatte unmittelbar davor das Bauernheer des „Hellen Christlichen Haufens“, bei Böblingen vernichtend geschlagen und unter den Aufständischen ein Massaker mit tausenden Toten veranstaltet.
Nahe Maichingen, im Heerlager des Bauernjörg, wurde dann Nonnenmacher, der „Pfeifer von Ilsfeld“, hingerichtet. Günter Randecker von der Wilhelm-Zimmermann-Gedenkstätte in Dettingen (Erms), zitierte dazu den ersten wissenschaftlichen Historiker des Bauernkriegs, Wilhelm Zimmermann:
Der Truchsess, der Nonnenmacher kannte, ließ ihn, „mit eiserner Kette an einen Apfelbaum binden, unweit Maichingen, dass er zwei Schritt weit um denselben laufen konnte, befahl gut Holz herbei zu bringen, das ließ er anderthalb Klafter vom Baume herum legen; er selbst, der Truchsess, dann Graf Ulrich von Helfenstein … und die anderen Ritter trugen jeder ein großes Scheit herzu, dann wurde es angezündet. Es war Nacht, die Sterne gingen herauf am Himmel; seitab, weithin übers Feld zerstreut, standen und lagen verlassene Wagen, Karren, Geschütze, Zelte, Waffen, Gerät aller Art, und dazwischenhinein lagen die Toten still, röchelten die Sterbenden und Verwundeten; im weiten Heerlager lärmte das Zechgelage der Sieger. Um den gebundenen Pfeifer im Ring frohlockten die Edeln, und der Holzstoß schlug in Flammen auf, in dessen Feuerkreis der Unglückliche, den Herren zum Gelächter, schnell und schneller umlief, `feinlangsam gebraten´, schwitzend und brüllend vor Qualen: Bilder des Entsetzens! Weiß wie Stein standen die andern Gefangenen. Endlich schwieg er und sank zusammen …“ (W. Zimmermann, Allgemeine Geschichte des Großen Bauernkriegs).
Nonnenmacher, wie auch dem nur wenige Tage später auf genau die gleiche Weise bei Neckargartach hingerichteten Bauernführer Jakob (Jäcklein) Rohrbach, warf der Truchsess vor, sie seien am Ostersonntag 1525 an der Hinrichtung des Grafen Ludwig von Helfenstein und anderer Adliger in Weinsberg (Weinsberger Blutrache) beteiligt gewesen.
Diese dramatischen Geschehnisse wurden vor den rund 30 Leuten, die nach Maichingen gefunden hatten, ausführlich erläutert. Ein weiterer Höhepunkt war unter großem Beifall die öffentliche Präsentation des Bauernkriegs-Gemäldes von Marco Schaub aus Gera, ein echter Hingucker. Das Bild zieht die Verbindung vom Aufstand vor 500 Jahren zur heutigen Aktualität, auch zu den Bauernprotesten des letzten Jahres.
Symbolisch an einen benachbarten Baum befestigt hinterließ die Kundgebung eine Gedenktafel, vorerst nur einen Entwurf, der an diese schrecklichen Verbrennungen erinnert (siehe Titelbild).
Eine weitere Überlegung sollte sein, sich bei der Gemeinde Sindelfingen/Maichingen für eine feste Gedenktafel einzusetzen.
Anstatt – wie die Redner des Bündnisses am tags zuvor eingeweihten Böblinger Bauernkriegsdenkmal von Peter Lenk kritisierten – die Delinquenten bis heute dem schallenden Gelächter der Peiniger auszusetzen, greift dieser Entwurf auf die als empathisch empfundene Darstellung dieser Hinrichtung durch Victor Schivert zurück. Dieser illustriere (zusammen mit Emil Otto Lau) 1891 die vom württembergischen Sozialdemokraten Wilhelm Blos besorgte „Dr. Wilhelm Zimmermanns Großer Deutscher Bauernkrieg – Billige Volksausgabe“. So wurde die Maichinger Aktion auch zu einer Würdigung des Werkes von Wilhelm Zimmermann und Schivert.
Wolfgang Rund von der Gruppe „Lebenslaute“ steuerte bekannte Bauernkriegslieder und einige Stücke aus der „Bauernoper“ von Yaak Karsunke und Peter Jannsens bei.
Der Platz in Maichingen wäre ein guter Ort für eine Gedenktafel, so das Aktionsbündnis.