Rechtslastige „Freiheits-Demo“ in Frankfurt

Am Samstag, dem 23.5.20, kam es am dritten Wochenende in Folge auch in Frankfurt am Main zu sogenannten Freiheitsdemos. Zur größten dieser Veranstaltungen hat Hajo Köhn aufgerufen, der in der Presse als ehemaliges Mitglied von attac bezeichnet wird.

Anders als die Demos an den beiden vergangenen Wochenenden, fand die Kundgebung diesmal in Randlage der Innenstadt an der Weseler Werft statt. Und anders als am vorhergehenden Wochenende, als es wiederholt zu Handgreiflichkeiten kam, hielt die Polizei diesmal die geschätzt 200 Corona-Rebellen und die ca. 500 Gegendemonstranten aus dem linken Spektrum mittels Absperrgittern auf 100 Meter Distanz.

Köhn versucht sich als unpolitischer, besorgter Bürger darzustellen, den die Sorge um elementare Freiheitsrechte in die Opposition zum politischen Establishment in Parlament und Regierung treibt, auf typisch rechte Parolen wird dabei verzichtet. Doch bereits die erste Freiheits-Demo am 9. Mai 2020 hat gezeigt, woher der Wind weht. Als Rednerin trat damals die Blut-und-Boden-Christin Heidi Mund auf, und gab mit dem Satz „Egal ob links oder rechts, es geht ums Grundgesetz“ den ideologischen Tenor vor. Gerechtfertigter Protest gegen tatsächliche Einschränkungen der Freiheiten soll vom rechten Lager vereinnahmt werden, mittels Querfront soll Klassenkampf verhindert werden.

Neben Köhn sprach auch Wolfgang Schürer, Ortsvorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes e. V. in Offenbach. Schürer hat in seiner teilweise erschreckend wirren Rede zwar keine explizit rechten Inhalte verbreitet, doch kann es keinen Zweifel daran geben, dass die Freidenker wissen, an wessen Seite sie sich da präsentieren – so warnt Schürer vor den Gefahren, die der WHO durch deren Vereinnahmung durch privaten Spendern droht; doch er verteidigt die WHO, deren größte Erfolge in weltweiten Impfkampagnen besteht, nicht gegen die Impfgegner unter den anwesenden Demonstranten.

Hajo Köhn und attac

Bereits am 8. Mai 2020, am Vortag der ersten Köhn-Demo in Frankfurt, hat attac öffentlich gegen die Teilnahme an Freiheits-Demos Stellung bezogen: „Der Attac-Konsens lehnt jegliche Zusammenarbeit mit Personen mit rassistischem, antisemitischem oder verschwörungstheoretischem Gedankengut ab. Wir sprechen uns daher ganz klar gegen die Teilnahme an solchen Demonstrationen und die Verbreitung solcher Inhalte aus“.

Am 14. Mai 2020 folgte schließlich die ausdrückliche Distanzierung von der Person Hajo Köhn, der künftig nicht mehr als Aktivist und Mitglied bei attac gelten darf. Daran hält sich die Frankfurter Presse zwar, sie bezeichnet Köhn als ehemaliges Mitglied, doch wird verschwiegen, dass und insbesondere warum attac zu Köhn auf Distanz geht.

Ihrerseits verschweigt attac allerdings, dass Köhn in Frankfurt bereits 2015 bei den Blockupy-Protesten von linken Gruppen wegen seiner rechtslastigen Äußerungen kritisiert wurde. Sein Engagement auf der rechten Seite ist jedenfalls keine Neuigkeit.

Heidi Mund wiederum wurde in Frankfurt als Organisatorin von Pegida-Kundgebungen bekannt, bei denen zu Hochzeiten ein klägliches Häuflein von weniger als hundert Demonstranten mehreren Tausend Antifaschisten gegenüberstand. Das Köhn und Mund nun bereits mehrere hundert Menschen hinter sich vereinigen können, sollte als Gefahr wahrgenommen werden.