Laufzeitverlängerung für AKWs – der Ruf nach einer veralteten, umwelt- und menschenfeindlichen Technologie

Neuerdings wird vehement das Thema Laufzeitverlängerung für die noch in Betrieb befindlichen drei deutschen Atomkraftwerke ins Spiel gebracht. Die Haupttreiber sind der Bundesfinazminister Lindner (FDP) und der bayerische Ministerpräsident Söder (CSU). Man kann kaum glauben, dass beide so dumm und unwissend sind, dass sie nichts von den beiden Super-GAU‘s in Tschernobyl und Fukushima mit in der Endkonsequenz Tausenden Toten und großen atomar verstrahlten Gebieten wüssten oder dass ihnen die ungelöste Frage der Endlagerung des strahlenden Atommülls nicht bewusst wäre.

Es muss also andere Gründe geben, die sie zu ihrer Haltung veranlasst.

Meiner Meinung nach gibt es zwei wichtige Gründe – und wahrscheinlich gibt es noch viele andere.

Zum einen ist es ein ideologischer Grund.

Wenn es nötig ist, zu dieser veralteten, umwelt- und menschenfeindlichen Technologie zu greifen, dann muss die Not schon groß sein. Man macht das ja nicht aus Jux, sondern weil einen der böse Feind Russland quasi dazu zwingt. Da muss man schon zusammenhalten und „gemeinsam“, wie Annalena Baerbock immer wieder betont, das Risiko tragen. Und vielleicht lassen sich ja die „Grünen“ umstimmen im Austausch mit der Zustimmung der CDU/CSU zu einem „vorübergehenden“ Tempolimit auf Autobahnen.

Der Witz dabei ist, dass der Atomstrom aus 3 AKWs bei Weitem nicht in der Lage ist, die durch Ausfall der Gaslieferung entstehende Energielücke aufzufüllen. Zudem kann man mit Atomstrom nicht heizen wie mit Erdgas, außer mit Stromspeicheröfen, die aber energetisch ineffizient sind.

Der zweite Grund: die neulich vom EU-Parlament mehrheitlich beschlossene Taxonomie für Erdgas und Atomkraft (siehe unseren Artikel „EU-Parlament: Greenwashing von Erdgas und Atomkraft“

https://www.arbeit-zukunft.de/2022/07/08/eu-parlament-greenwashing-von-erdgas-und-atomkraft/ )

Mit der EU-Taxonomie wird die Energiegewinnung aus Atomkraftwerken als umweltfreundliche, CO2-neutrale Technologie ausgewiesen. Die atomkritische Organisation .ausgestrahlt schreibt dazu:

Das Taxonomie-Label löst keines der tatsächlichen Probleme der Atomindustrie: Atomkraft ist und bleibt die teuerste, ineffizienteste und gefährlichste Art der Stromerzeugung. Keine private Bank weltweit finanziert noch AKW-Neubauten. Daran wird auch die Taxonomie nichts ändern. Die Atom-Fans in der EU spekulieren darauf, dass Regierungen unter Verweis auf die Taxonomie für weitere atomkraftfreundliche Bedingungen sorgen werden, mit Subventionen, Einspeiseregelungen, Steuern und anderem.“ Es ist also Lobbyismus für die Energiekonzerne, den Lindner und Söder betreiben.

Wir müssen dafür sorgen, dass sie damit nicht durchkommen! Nicht umsonst haben zigtausende von Atomkraftgegnern bundesweit gegen den Bau von Atomkraftwerken, den Schnellen Brüter in Kalkar, die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf (beide letzteren konnten unter Anderem dadurch verhindert werden) usw. protestiert und demonstriert.

Die drei letzten in Deutschland betriebenen Atommeiler Isar 2 (Bayern), Neckarwestheim 2 (BaWü) und Emsland (Niedersachsen) müssen am Jahresende abgeschaltet und danach abgebaut werden, wie es von der Merkel-Regierung und dem damaligen Bundestag nach der atomaren Katastrophe von Fukushima beschlossen worden ist! Sonst müsste mit der Mehrheit der Stimmen im Bundestag das „13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes“ wieder geändert werden. In ihm ist die Beendigung der Kernenergienutzung und Beschleunigung der Energiewende geregelt.

Kämpfen wir gemeinsam, Atomkraftgegner, Umweltaktivisten, Naturschützer, fortschrittliche Arbeiterinnen und Arbeiter und Kommunisten gegen die Wiederbelebung dieser im Ernstfall tödlichen Gefahr und feiern wir am 31. Dezember dieses Jahres gemeinsam den Atomausstieg!

Vom 9. Juli bis 3. September findet die große Anti-Atom-Radtour 2022: Dem Ausstieg entgegen – die Zukunft ist erneuerbar! statt, aufgeteilt in eine Nordtour (Tihange/Belgien nach Gorleben) und eine Südtour (Kahl/Main nach Freiburg/Br). Die Nordtour läuft bereits, die Südtour startet am 13. August. „Kurz bevor die letzten drei Reaktoren vom Netz gehen, wollen wir die vielen großen gemeinsam erkämpften Erfolge der Anti-AKW-Bewegung feiern und zugleich an über 40 Orten in Nord- und Süddeutschland, aber auch in Belgien, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz auf die noch bleibenden Atom-Probleme aufmerksam machen“ schreibt .ausgestrahlt.

Anmeldungen sind noch möglich unter https://www.ausgestrahlt.de/aktiv-werden/anti-atom-radtour-2022/anmeldung-anti-atom-radtour-sued/?pk_campaign=nl220428&pk_kwd=radan&pk_source=mail

S.N.